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Prof. Dr. Johannes O. Jost, Chefarzt im Klösterchen.

Schlaganfälle lassen sich vermeiden

Informationstag zu Gefäßkrankheiten im Franziskus Hospital

Bielefeld (sas). Churchill, Roosevelt und Stalin haben eines gemeinsam: Alle drei starben an den Folgen eines Schlaganfalles. In Deutschland trifft der Schlag jedes Jahr etwa 200 000 Menschen. »In 30 000 Fällen wäre er vermeidbar gewesen«, sagt Prof. Dr. Johannes O. Jost, Chefarzt der Chirurgischen Klinik I des »Klösterchen«. Er lädt für den kommenden Samstag zu einem Informationstag in das Franziskus Hospital an der Kiskerstraße ein.

Erstmals veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie in diesem Jahr einen bundesweiten Gefäß-Tag. Unter dem Motto »Bleiben Sie mobil!« soll das Augenmerk auf vier gravierende Gefäßkrankheiten gerichtet werden: Krampfadern, Durchblutungsstörungen der Beine, Erweiterung der Bauchschlagader (Bauchaorten-Aneurysma) und Verengungen der Halsschlagader.
30 000 Patienten, die einen Schlaganfall erlitten, hatten eine verengte Halsarterie, die für die Minderdurchblutung des Gehirns verantwortlich war. »Ihnen hätte im Vorfeld problemlos operativ geholfen werden können«, sagt Jost. Die Engstellen - leicht und ohne Risiko durch Ultraschall zu entdecken - können in einem für den Chirurgen unkomplizierten Eingriff ausgeschält werden.
Gefährlich kann aber auch ein »Aneurysma« der Bauchschlagader, eine regelrechte Aussackung als Folge einer »ausgeleierten« Gefäßwand, werden - auch, weil es lange keine Beschwerden verursacht. Wenn es reißt und eine Blutung in die freie Bauchhöhle auftritt, hat der Patient kaum eine Überlebenschance. »Allerdings reißt längst nicht jedes Aneurysma«, beruhigt Jost. So lange der Durchmesser der aufgeweiteten Schlagader unter fünf Zentimetern liegt, tendieren die Mediziner zum Beobachten und Abwarten. Eine Operation ist nicht ganz ohne Risiko, da die Patienten ja in aller Regel krank sind und an Arteriosklerose leiden.
Die ist auch Ursache von Durchblutungsstörungen der Beine. Erste Anzeichen hierfür ist die so genannte Schaufensterkrankheit: Wegen der Schmerzen beim Gehen verharrt der Betroffene vor Schaufenstern, bis die Beschwerden nachlassen. Irgendwann aber, in fortgeschrittenem Stadium, sind die Strecken, die schmerzfrei zurück gelegt werden können, immer kürzer, danach treten die Schmerzen auch in Ruhe auf und schließlich kommt es zu Geschwüren (»offenes Bein«) und geht Gewebe zugrunde. Dann bleibt oft nur noch die Amputation eines Beines. »Mehr als 90 Prozent der Amputationen sind in Deutschland Folge von starken Durchblutungsstörungen«, sagt Jost. Die beste Medizin dagegen: in Bewegung bleiben. Zudem wird der Arzt Medikamente verschreiben, die die Blutgerinnung herabsetzen. Und schließlich bleibt auch hier die Möglichkeit einer Gefäßaufdehnung oder Operation.
Die am weitesten verbreitete Gefäßerkrankung allerdings sind Krampfadern. In diesem Fall einer Bindegewebsschwäche ist die Funktion der Venenklappen gestört, das Blut sackt zurück, so dass sich die Gefäße ausdehnen. »Hilfreich sind in diesem Fall Stützstrümpfe, die Verödung oder das »Ziehen« der Krampfadern - abhängig vom Ausmaß und dem betroffenen Venenabschnitt. Nur ein kosmetisches Problem sind Krampfadern nicht: Sie können zu Beingeschwüren führen, zu Thrombosen oder Embolien. »Eine Bagatellerkrankung sind Krampfadern daher nicht!« betont Jost.
Vorbeugend, mahnt er, könne jeder etwas für sich tun. »Mein Rat lautet immer: Kaufen sie sich einen Hund. Denn dann muss man raus und sich bewegen, und das ist die beste Therapie.« Darüber hinaus gilt: Finger weg von Zigaretten. Ebenso sollten ein erhöhter Blutdruck und Fettstoffwechsel behandelt werden.
Der Infotag im Klösterchen beginnt am Samstag um 10 Uhr. Es gibt Vorträge (um 10.15 Uhr zu Amputation und Schlaganfall, um 13.30 Uhr zu Krampfadern und Thrombose), Filme, Diashows und Demonstrationen sowie von 10.15 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr die Chance zur kostenlosen Ultraschalluntersuchung der Halsarterien und von 10.15 bis 16 Uhr die Gelegenheit zur Ultraschalluntersuchung der Beinarterien.

Artikel vom 20.10.2005