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Ein besonderes Zeichen
praktizierter Aussöhnung

Partnerschaft zwischen Bielefeld und Nahariya besteht 25 Jahre

Bielefeld (uj). Seit 25 Jahren verbindet eine Partnerschaft die Städte Bielefeld und Nahariya. Mit einem Festakt, einer Kunstausstellung sowie einer musikalischen Literaturlesung sollen vom 25. bis 27. Oktober die deutsch-israelischen Beziehungen entsprechend gewürdigt werden.

Das Jahr 2005 ist für die partnerschaftlichen Beziehungen zu Israel gleich in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. »Die Arbeitsgemeinschaft der Deutsch-Israelischen Gesellschaft besteht jetzt seit 30 Jahren, diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel wurden vor 40 Jahren aufgenommen, und die Stadt Nahariya wurde vor 70 Jahren von jüdischen Emigranten gegründet«, erklärt Ellen Golinja, die für die Jubiläumsfestschrift und Koordination des Städtepartnerschaftsjubiläums verantwortlich zeichnet.
Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte und der Wunsch nach Aussöhnung mit dem jüdischen Volk bildeten stets einen Schwerpunkt der Städtpartnerschaft, die durch den privaten Kontakt zwischen dem Bielefelder Gerhard Hoepner und dem nach Nahariya emigrierten, aus Rheda stammenden Andreas Meyer zustande kam. Beide drückten bis 1937 gemeinsam die Schulbank des Ratsgymnasiums. »Andreas Meyer war 16 Jahre alt, als er auswanderte. Der Kontakt zu Hoepner blieb aber über all die Jahre bestehen«, weist Dr. Klaus Kreppel auf eine bemerkenswerte Freundschaft hin. Kreppel ist Autor von drei Büchern über die israelische Partnerstadt und leitet am Gymnasium Heepen den Jugendaustausch, der seit 1988 mit der Amalschule in Nahariya besteht.
Das Gymnasium Heepen als wesentlicher Motor der Partnerschaft und des Austausches richtet am Dienstag, 25. Oktober, die Festveranstaltung aus, die ganz im Zeichen des 70-jährigen Bestehens der 55 000-Einwohner-Stadt steht. Im Zentrum der Feierlichkeiten steht ein Festvortrag von Klaus Keppel sowie der von Schülern der Medien-AG gedrehte Film über die Brüder Justus und Andreas Meyer.
Andreas Meyer und sein Sohn Yigael werden als offizielle Delegierte an den Bielefelder Feierlichkeiten teilnehmen, die um 20 Uhr beginnen. Bereits ab 19 Uhr besteht Gelegenheit, sich in der Schulaula über Projekte zu informieren, die die Schüler unter anderem zum Thema Emigration erarbeitet haben.
Ein Besuch der Ausstellung, die am Mittwoch, 26. Oktober, 18.30 Uhr, in der Sparkassenfiliale an der Stresemannstraße eröffnet wird, ermöglicht einen Städtevergleich unter künstlerischen Vorzeichen. Künstler aus Nahariya und Mitglieder des hiesigen Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) zeigen bis zum 23. November ihre Werke. Besucher der Vernissage werden gebeten, sich telefonisch unter 12 17 48 (Günther Tiemann) anzumelden.
Mit einer lyrisch-musikalischen Inszenierung endet am Donnerstag, 27. Oktober, 20 Uhr, das Festprogramm in der Süsterkirche. Im Mittelpunkt steht das literarische Schaffen der Jüdin Mascha Kaléko, die in ihren Gedichten immer wieder den Verlust ihrer Heimat thematisierte. Bereits mit 21 Jahren war Mascha Kaléko eine gefeierte deutschsprachige Dichterin. 1938 floh sie vor den Nazis nach New York; nach ihrem Tod 1975 gerieten ihre Texte in Vergessenheit. Die Schauspielerin Paula Quast hat sie wiederentdeckt und liest aus ihrem Band »Sie sprechen von mir nur leise . . .« Der Kontrabassist und Komponist Lech Wieleba hat ein dazu passendes Musikprogramm zusammengestellt.

Artikel vom 25.10.2005