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Erdei zeigt sein Boxer-Herz

Mit letzter Kraft bleibt der Ungar Weltmeister

Halle (dpa). Boxer Zsolt Erdei hat mit einer unglaublichen Energieleistung in einem atemberaubenden Fight bis zur völligen Erschöpfung seinen Titel als WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht verteidigt.

Durch technischen K.o. 43 Sekunden vor Ultimo in der zwölften und letzten Runde setzte er sich in Halle/Saale gegen den Franzosen Mehdi Sahnoune durch. Selbst seit Runde 5 dem K.o. nahe, nagelte der Ungar mit letzter Kraft den permanent attackierenden Herausforderer in dessen Ecke fest, so dass Ringrichter Joe Cortez das Duell abbrach.
Was der in Hamburg lebende 31 Jahre alte Weltmeister bot, »gehört zum Besten, was ich in dieser Klasse je gesehen habe«, sagte Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter der Universum Box-Promotion. »Ich bin pitschnass. Das war eine Schlacht ohnegleichen.« Sekunden nach dem an Leidenschaft kaum zu überbietenden Kampf sank Erdei auf die Knie, riss die Arme hoch und hatte Tränen in den Augen. Unten am Ring schluchzte seine Frau Arabella.
Wegen einer in der Vorbereitung in Los Angeles zugezogenen starken Rippenprellung, die zunächst als Bruch gedeutet worden war, wollte Erdei den Kampf absagen. Doch nachdem er das für den 1. Juli vorgesehene Duell bereits wegen einer Magen-Darm-Grippe hatte ausfallen lassen müssen, wollte er sich diese Schmach nicht noch einmal antun. »Ich hatte große Schmerzen, durch die Prellung habe ich kaum Luft bekommen«, berichtete er. »Nach der ersten Runde habe ich gemerkt, dass ich nicht gut drauf bin.«
In der fünften und sechsten Runde wollte Erdei Schluss machen. »Ohne Fritz hätte ich aufgegeben«, verriet er und lobte Trainer Sdunek (»Man muss die Jungs immer an der Ehre packen«) für dessen psychologisches Geschick. »Jetzt habe ich gezeigt, dass ich Herz habe. Ich weiß nicht, woher ich die Fett-Reserven geholt habe«, meinte der in 23 Profi-Kämpfen ungeschlagene Magyare.

Artikel vom 24.10.2005