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Pixel in Schwung bringen
Die Grafikkarte ist mit wenigen Handgriffen gewechselt - Folge 2 der »update«-Serie
Eine neue Grafikkarte ist mit wenigen Handgriffen eingebaut. Überzeugen sie sich, dass ihr Netzteil ausreichend Strom für die Neue liefert. Mancher 3D-Beschleuniger braucht mehr Energie, als viele betagte Rechner. Und stellen sie sicher, dass sie aktuelle Treiben für die Karte haben. Gerade bei gebrauchten eBay-Schnäppchen ist das nicht immer selbstverständlich. Neue Treiber gibt's ansonsten beim Hersteller der Karte zum Download. Oder sie verwenden die entsprechenden Referenztreiber der Chipsatzhersteller, also meist ATI (www. ati.com) bzw. Nvidia (vvv.nvidia.com). Windows XP stammt aus dem Jahr 2002 - man darf nicht davon ausgehen, dass die neue Karte automatisch optimal unterstützt wird. Dann deinstallieren sie die Software der alten Karte (über Start/Systemsteuerung/Software) und setzten so den Rechner in den Standard-VGA-Modus zurück.
Vor dem Öffnen des Gehäuses immer den Netzstecker ziehen! Öffnen sie anschließend das Gehäuse und verschaffen sich einen Überblick über die installierten Karten. Die Grafikkarte erkennen sie an dem großen Kühler (Ventilator der Kühlrippen). Sie steckt im AGP- oder PCIe-Slot, der in der Regel oberhalb der PCI-Anschlüsse (meist drei bis sechs gleich aussehende Anschlussleisten) angebracht ist und sich von diesen unterscheidet.
Bevor sie mutig in den Rechner greifen, sollten sie sich erden - meist reicht ein Griff an den Heizkörper, um die statische Aufladung loszuwerden.
Lösen sie die Schraube oder Steckverbindung am Slotblech (wo die Grafikkarte aus dem Gehäuse schaut und die Anschlüsse sitzen). Bevor sie die Karte vorsichtig aus dem Steckplatz ziehen, müssen sie meist zusätzlich die Verriegelung der Karte (Richtung Computerinneres am Steckplatz) lösen. Drücken sie die Lasche oder den Hebel nach unten und entfernen sie die Karte. Dabei auf keinen Fall Gewalt anwenden - sie könnten Karte, Slot oder das Mainboard beschädigen.
Die alte Karte verstauen sie am besten in der Antistatikhülle der neuen. Setzen sie die neue Karte direkt und senkrecht auf den Steckplatz und drücken sie sehr vorsichtig (nicht verkannten!) ganz in den Slot - sie rastet automatisch ein. Jetzt noch die Schraube (den Stecker) am Slotblech befestigen. Kontrollieren sie noch einmal den Sitz der Karte: Wenn sie den Strom einschalten und die Kontakte nicht passen, kann das Schmuckstück beschädigt werden.
Manche Karten haben so gewaltige Kühler, dass sie den erste PCI-Slot blockieren. Da Grafikkarten sehr heiß werden, ist es außerdem sinnvoll, wenn möglich den nächsten Slot leer zu lassen.
Moderne Grafikkarten sind richtige Stromfresser und fordern dem System mehr Energie ab, als der PCIe- oder AGP-Slot liefern kann. Diese Modelle benötigen noch einen zusätzlichen Stromanschluss (vom Netzteil).
Schließen sie jetzt das Gehäuse und verbinden Grafikkarte und Monitor. Die meisten Karten haben einen 15-poligen VGA-Anschluss und einen weißen DVI-Anschluss für hochwertige TFT-Flachbildschirme. Wenn Ihr Monitor mit DFI-Anschlüssen ausgestattet ist, sind diese vorzuziehen, da das digitale Signal der Karte auch so zum Monitor übertragen wird und nicht (wie beim VGA-Anschluss) zuerst umgewandelt und dann im Monitor wieder zurückgewandelt werden muss. Neue High-End-Karten haben manchmal nur noch DFI-Anschlüsse (meist zwei); dann liegt ein Adapter (DFI auf VGA) bei. Der primäre DFI-Anschluss (in der Regel oben) ist gekennzeichnet; auf ihn gehört der Adapter.
Jetzt noch den Netzstecker an seinen Platz - und wir können den Rechner wieder hochfahren.
Wenn sie bisher eine Onboard-Grafiklösung verwendet haben, müssen sie eventuell beim ersten Start mit der neuen Karte ins BIOS (Tastenkombination beim Hochfahren; zum Beispiel die Entfernen-Taste gerückt halten) und dort die Onboard-Chips deaktivieren. Bei modernen BIOS-Varianten geschieht das oft automatisch, sobald im AGP- oder PCIe-Slot eine Karte steckt.
Jetzt nicht enttäuscht sein: Windows startet im Standard-VGA-Modus. Der überfordert den Monitor auf keinen Fall und dient nur dazu, die neue Treiber von der mitgelieferten CD (oder besser ganz aktuell aus dem Netz) zu installieren. Dabei brauchen sie nur das Setup zu starten und dann Schritt für Schritt den Anweisungen auf dem Schirm zu folgen.
Nach der Installation ist in der Regel ein Neustart fällig.
Eventuell hat Ihre neue Grafikkarte noch einen runden TV-Anschluss (für S-VHS-Kabel). Das heißt nicht, dass sie damit auch das TV-Programm empfangen können, dazu ist zusätzliche Hardware nötig, -ĂŠaber sie können das Monitorbild auf den Fernseher bringen. Mit den üblichen Einschränkungen: die Bildwiederholungsfrequenz liegt bei 50 Hertz, die Auflösung (nicht alle Zeilen sind sichtbar) bei 768 mal 587 Bildpunkten nach PAL-Fernsehnorm. Mehr Spaß hat man mit modernen TFT-Fernsehern, die eigene Eingänge für Computer haben und ganz andere Auflösungen unterstützen. Hat Ihre Karte zusätzlich noch einen TV-Eingang (oder eine in/out-Buchse), können sie dort zum Beispiel ihren Camcorder anschließen. Der Ton muss separat übertragen werden.
In jedem Fall sollten sie die Treiber pflegen, das heißt regelmäßig auf den neuesten Stand bringen. Neue Versionen wissen häufig nicht nur mit mehr Leistung oder Features zu überzeugen, die Programmierer arbeiten auch ständig daran, Fehler im Zusammenspiel mit spezieller Software zu beheben.
Mainboards der jüngsten Generation kommen übrigens auch mit zwei Grafikkarten zurecht, die sich die Arbeit teilen. Nvidia hat mit SLI (Scaleable Link Interface) vorgelegt. ATI inzwischen mit Crossfire nachgezogen. Ein solches System ist allerdings nur für Spieler interessant, denn nur die sind auf so viel Leistung im Grafikbereich angewiesen.
Thomas Lunk

Artikel vom 28.10.2005