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Nur der Langsamste gewinnt

Wette mit Pferd, Traktor oder Motorrad wird nach 50 Jahren wiederholt

Von Maike Stahl
Schlangen (WB). Ein ungewöhnliches Rennen lieferten sich Wilhelm Sibille, Bruno Leimenkühler und Josef Stallfort vor 50 Jahren in Schlangen (Kreis Lippe). Es hatte seinen Ursprung in einer Wette: Wer würde mit Trecker, Motorrad und Pferd am langsamsten die etwa 4,5 Kilometer lange Strecke von der Schmiede Mötz in der Ortsmitte zum Bauerkamp zurücklegen?

An diese Wette, die damals viel Aufsehen erregt hat, soll erinnert werden, wenn das WESTFALEN-BLATT, die Gemeindeverwaltung und der Heimat- und Verkehrsverein am Samstag, dem 29. Oktober, zur 2. Schlänger Renn-Wette einladen.
Beim »Bauernball« vor 50 Jahren war die Wette entstanden. Der damals passionierte Springreiter Josef Stallfort kann sich gut erinnern. »Wir haben viele verrückte Wetten gemacht, aber diese hat wohl am meisten Aufsehen erregt«, erzählt der 77-Jährige, der heute in Bad Lippspringe lebt. Der Motorsportler Bruno Leimenkühler trat mit einem selbstgebauten Motorrad und Gastwirt Wilhelm Sibille mit seinem nagelneuen Trecker, einem 22-PS Lanz, an.
Als es am Wettkampftag um 11 Uhr auf Kriegers Brücke los ging, pendelte Bruno Leimenkühler geduldig von einer Straßenseite auf die andere, musste aber schließlich als erster aufgeben, weil sein Motorrad streikte. Und auch Stallfort, der mit einer Belgier-Stute angetreten war, wurde schon vor dem Ziel disqualifiziert, weil »Lisa« regelwidrig stehengeblieben war.
Deshalb soll es 50 Jahre, nachdem Sibille, Leimenkühler und Stallfort auf dem Steinweg gegeneinander angetreten sind, zum Auftakt des Schlänger Marktes eine zweite Chance für Motorrad und Trecker geben. Die Planungen für die 2. Schlänger Renn-Wette laufen derzeit auf Hochtouren. Neben der Gemeindeverwaltung und dem Heimat- und Verkehrsverein als Mitveranstalter sind auch der Motorsport-Club, die Landfrauen sowie der Reit- und Fahrverein eingebunden - sie werden die Fahrer und den Reiter stellen und natürlich auch kräftig anfeuern. An den Start gehen werden Martin Horstmann auf seinem Haflinger »Nicodemus«, Fritz Lübbertsmeier auf einem Lanz Bulldog, Baujahr 1950, der vom Traktorenmuseum Glitz in Kempen zur Verfügung gestellt wird, und Theo Schulte mit seiner 40 Jahre alten BMW R 27. Außerdem unterstützt die Werbegemeinschaft die Aktion und stellt unter anderem mit ihrem Vorsitzenden Walter Vollmer einen der Schiedsrichter. Bürgermeister Thorsten Paulussen und Pfarrer Christian Brehme komplettieren die Jury.
Anders als noch vor 50 Jahren wird es dieses Mal allerdings bergab gehen, damit nach der Siegerehrung auf dem Schlänger Markt gleich weiter gefeiert werden kann. Außerdem soll die Strecke abgekürzt werden, um die Geduld der Zuschauer nicht zu sehr zu strapazieren. Start der Renn-Wette ist am 29. Oktober um 11.30 Uhr auf dem Bauerkamp, wo Johannes Glitz aus Kempen einige seiner alten Traktoren aus dem Museum präsentieren wird. Vom Bauerkamp aus geht es dann zunächst in normalem Tempo bis zum Steinbruch hinunter, dort wird dann um 13.30 Uhr der offizielle Start erfolgen. Die Landfrauen werden die Starter und ihre »Escorte« begleiten und sie mit Getränken und Schmalzbroten versorgen. Gleichzeitig öffnet der Heimat- und Verkehrsverein die Schmiede, wo ein Hufschmied zeigt, wie ein Pferd beschlagen wird. Die Siegerehrung findet um 14.45 Uhr an der Schmiede statt.

Artikel vom 20.10.2005