04.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nordic Walking polarisiert

Treffen der
sportlichen
Generationen


Von Andreas Schnadwinkel
Man könnte es Generationenkonflikt nennen, was sich da im Freizeitsport abspielt. Während die jüngeren und fit gebliebenen Zeitgenossen mit Jogging etwas für Ausdauer, Kreislauf und Fettverbrennung tun, verfolgen körperbewusste Ältere das gleiche Ziel mit anderen Mitteln -Êmit Skistöcken aus Carbon.
Nordic Walking sieht, man kann es nicht anders sagen, ziemlich gewöhnungsbedürftig aus. Und weil das so ist, liefern die albern wirkenden Bewegungen Komikern jede Menge Futter. Professionelle Possenreißer halten den »Sport« für optische Umweltverschmutzung.
Und Satiriker vom Schlage des in der »WELT« zappenden Zippert ergründen den Nordic-Walking-Boom gar national-psychologisch. Kein Fitnesstrend passe besser zur deutschen Vollkaskomentalität als Nordic Walking, denn die Stöcke verhinderten das Umfallen und gäben den Angsthasen Sicherheit. Und außerdem: Haben Sie Nordic Walking schon einmal in anderen Ländern gesehen?
Wer die Bewegungsform belächelt, erwähnt meistens auch, dass es sich angeblich um eine Erfindung der Sportartikelhersteller handelt, um auch im Sommer Skistöcke verkaufen zu können. Keine Frage, die Branche profitiert von dem nicht abflauenden Boom. Den Nutzen hat vor allem aber jeder einzelne Aktive und damit auch die Volksgesundheit.
Keine Sportart ist derzeit besser geeignet, Menschen (zurück) in Bewegung zu bringen, die auf körperliche Betätigung bislang verzichtet haben. Gründe dafür sind vielfältig: Übergewicht, Krankheit und mangelndes Zutrauen. Einsteiger sollten aber nicht einfach loslegen, sondern Kurse besuchen, wie sie Sportbünde und Vereine regelmäßig anbieten. Denn erst eine fachliche Anleitung stellt den richtigen Bewegungsablauf beim Zusammenspiel von Armen, Beinen und Stöcken sicher. Und das ist die Voraussetzung für erfolgreiches, verletzungsfreies Nordic Walking. Und wenn es klappt, dann seien den Komikern die Lacher gegönnt.

Artikel vom 04.11.2005