19.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vollkasko billiger zu haben

Verbraucherzentrale rät: Vermittler auf Spar-Tarife ansprechen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Kunden profitieren vom Preiskampf der Versicherer und können beim Auto bis zu mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Das haben gestern die »Stiftung Warentest« und die Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf betont.

Für ihre Zeitschrift »Finanztest« verglich die Stiftung Warentest 106 Tarife. In einigen Fällen zahle der Halter für sein Auto einen mehr als doppelt so hohen Jahresbeitrag als beim günstigsten Versicherer. Die Ergebnisse decken sich mit den Beobachtungen der Verbraucherzentrale NRW. »Da lässt sich wirklich eine Menge Geld sparen«, sagte die Referentin für den Bereich Versicherungen, Elke Weidenbach, gestern dieser Zeitung. Wer für sein Auto weniger bezahlen möchte, müsse nicht zwangsläufig den Anbieter wechseln. Um Kunden, die mit einer Kündigung drohten, nicht zu verlieren, böten Vermittler plötzlich Versicherungen mit günstigeren Tarifen an.
Diese Tarife seien vielfach gar nicht oder nur Insidern bekannt, weil die Unternehmen dafür keine Werbung machten, sagte Weidenbach: »Diese Billigversicherungen bieten für weniger Geld einen ausreichenden Schutz. Deshalb sollten Kunden gezielt nachfragen.«
Oft profitierten die Unternehmen von der Bequemlichkeit ihrer Kunden nach dem Motto: »Meine Autos sind seit 30 Jahren bei der Versicherung und das soll auch so bleiben.« Wer so denke, verschenke Geld, warnte Weidenbach. »Augen auf oder Portemonnaie auf«, laute das Motto. Die Spar-Modelle als Ergänzung zum Normaltarif würden auch als Köder eingesetzt. Die Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale: »Autoversicherungen sieht die Branche als Einstiegsgeschäft an. Die Unternehmen hoffen, demselben Kunden anschließend auch andere Versicherungen verkaufen zu können.«
Zu den Vorreitern der Strategie mit Normal- und Billigtarifen gehört die Allianz. Seit September gibt es bei ihr einen Kompakttarif, der nach Angaben der »Stiftung Warentest« 15 Prozent günstiger ist als die herkömmlichen Verträge. Wer die Versicherung übers Internet (Allianz24) abschließt, spart noch einmal. Beim Vergleich der 106 Tarife schnitten allerdings Asstel und HUK24, die Internet-Tochter der HUK-Coburg, am besten ab.
120 Autoversicherungen buhlen in Deutschland um die Gunst der Kunden. Sie haben eine Fülle von Rabatten aufgelegt: für Wenigfahrer, Haus- und Garagenbesitzer, für Beamte, Frauen und für Verkehrsteilnehmer ohne Punkte in Flensburg. Die Unübersichtlichkeit der Tarife sei gewollt, um den direkten Vergleich mit der Konkurrenz zu erschweren, sagte Elke Weidenbach. Wer sich auf die Rabatte einlasse, müsse die Bestimmungen »peinlich genau beachten«. Andernfalls drohten Vertragsstrafen. »Und die können bis zu einem ganzen Jahresbeitrag ausmachen«, betonte die Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale.
Wegen des erbitterten Preiskampfes rechnet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) damit, dass die Beitragseinnahmen aus der Kfz-Versicherung im laufenden Jahr um 400 Millionen Euro zurückgehen.

Artikel vom 19.10.2005