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Totes Baby im
Keller versteckt

»Mutter war völlig überfordert«

Bochum (dpa). Aus schierer Not hat eine 27-jährige Studentin in Bochum ihr totes Baby ein Jahr lang in ihrem Keller versteckt. Die Frau sei Stunden nach der Entdeckung der stark verwesten Leiche des Mädchens am Montagabend vernommen worden, berichtete gestern die Staatsanwaltschaft.

Die Frau habe erklärt, dass sie das Kind im Oktober 2004 in ihrer Wohnung ohne fremde Hilfe zur Welt gebracht und die Nabelschnur durchtrennt habe. Wenig später sei das Kind gestorben. Da die Todesursache wegen der Verwesung durch die Rechtsmedizin nicht mehr zu klären ist, werde das Verfahren wahrscheinlich eingestellt, erklärten die Ermittler.
Die Leiche war, wie berichtet, von einer Mitbewohnerin gefunden worden, die mit der 27-Jährigen in Wohngemeinschaft lebt und ebenfalls den Keller in dem Mehrfamilienhaus nutzt. Die Leiche war in einer Reisetasche versteckt, um die eine Plastiktüte gewickelt war. »Der Mitbewohnerin war aufgefallen, dass um die Tasche tausende Fliegen und andere Insekten schwirrten«, sagte der Leiter der Mordkommission.
Die Studentin erklärte den Ermittlern, sie habe im vergangenen Herbst gemerkt, dass sie schwanger sei und sich im fünften Monat gewähnt. Schon drei Wochen später sei das Kind völlig überraschend lebend zur Welt gekommen. Dann sei es jedoch nach wenigen Minuten gestorben. Da sie sich nicht zu helfen wusste, habe sie das Kind in der Reisetasche zunächst einige Tage in ihrem Zimmer aufbewahrt und dann in den Keller gebracht.
»Die junge Frau war mit der ganzen Situation wohl völlig überfordert und hat das Geschehen bis zur Entdeckung der Leiche wohl völlig verdrängt«, erklärte Hackmann. Die 27-Jährige habe keinen familiären Rückhalt und auch ihr Freund habe von der Schwangerschaft nichts gewusst. Allerdings habe der Student nach dem Fund der Leiche erklärt, er wolle weiter zu seiner Freundin stehen.

Artikel vom 19.10.2005