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Bahn rüstet
700 Züge um

Antiblockiersystem erhöht Sicherheit

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Minden (WB). Die Deutsche Bahn AG hat 640 ihrer bundesweit 700 Elektrotriebzüge der Baureihe ET 423-426 mit einem Antiblockier-System (ABS) ausgerüstet. Durch das verbesserte Bremssystem sollen im Herbst unpünktliche Züge und komplette Zugausfälle vermieden werden.

In den vergangenen Jahren hatte der durch Laubfall verursachte typische Schmierfilm auf den Schienen für erhebliche Verspätungen und große Unzufriedenheit bei den Fahrgästen der Regionalbahnen (RB) gesorgt. Die restlichen 60 Triebzüge (ET 426) werden erst 2006 nachgerüstet. Die Industrie habe für diesen Herbst die verbesserte sogenannte Gleitschutzsoftware nicht rechtzeitig entwickeln können, heißt es in einem internen Bericht der Bahn, der dem NRW-Verkehrsministerium vorgelegt wurde.
Allein in Nordrhein-Westfalen sind 71 Elektrotriebzüge im Einsatz. Speziell in NRW werden 40 der 71 Regionalbahnen zusätzlich mit einer Magnetschienenbremse ausgerüstet. Die Nachrüstung wird im DB-Werk Krefeld vorgenommen. 30 Triebzüge verfügen bereits über eine Magnetschienenbremse und können durchschnittlich 45 Stundenkilometer (km/h) schneller als im Jahr 2004 fahren. Damit sei sichergestellt, dass auch im Herbst die Höchstgeschwindigkeit von Tempo 160 erreicht werde, sagte ein Bahnsprecher dieser Zeitung. Bereits mit dem neuen Antiblockiersystem erhöhe sich die Geschwindigkeit im Vergleich zum Vorjahr um 30 km/h. Der Einbau der Magnetschienenbremsen, die bei schweren Elektroloks die Regel ist, und die ABS-Nachrüstung seien mit dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) abgestimmt und genehmigt worden.
Der Schmierfilm sei in den Laboren der DB-Forschungs- und Technologiezentren Minden sowie München untersucht worden. Alle Versuche mit dem neuen Antiblockiersystem und der Magnetschienenbremse seien bisher positiv verlaufen, sagte der Bahnsprecher. Wenn auch der Praxistest Erfolge zeige, werde es im nächsten Jahr keine Herbstproblematik mehr geben.
Kommt es dennoch zu Verspätungen im Nahverkehr, soll bereits in diesem Jahr die Freigabe von Fernverkehrszügen verbessert werden. Aus dem internen Bericht der Bahn geht hervor, dass von den bundesweit 300 Fernzügen bei Verspätungen von Regionalbahnen und Regional-Express-Zügen 85 Prozent für Nahverkehrsreisende freigegeben werden können. Lediglich zwei Prozent der Fernzüge seien wegen der sehr starken Auslastung vom Freigabeverfahren ausgeschlossen.
2004 hatte die Bahn unter anderem 20 zusätzliche Elektroloks und 24 zusätzliche Triebfahrzeuge aus dem Bundesgebiet zusammengezogen und in NRW eingesetzt, um dem Fahrplan einigermaßen einhalten zu können. Kosten der Qualitäts-Offensive: 25 Millionen Euro. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 19.10.2005