20.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Arbeiten beim Flächenrecycling zusammen: Axel Raabe vom Umweltamt, Bernd Güse, Geschäftsführer Sennestadt GmbH, Dieter Wienke, ehemaliger Prokurist bei Schilling, Bernhard Neugebauer von der Sennestadt GmbH und Martin Meier vom Umweltamt.

Neue Nutzung
für altes Areal
voranbringen

Eisenwerke Schilling verschwinden

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Seit 30 Tagen sind Bagger, Presslufthämmer und Kräne mit ihren Besatzungen am Werk: zusammengeknickte Stahlträger, Bauschutt, Kabel und Rohrleitungen bestimmen das Bild auf dem knapp 70 000 Quadratmeter großen ehemaligen Firmengelände der »Eisenwerke Schilling« in Sennestadt.

In dem vermeintlichen Chaos herrscht Ordnung, denn bei dem Flächenrecycling der alten Industriebrache gilt - so Martin Meier vom Umweltamt - »Verwertung geht vor Beseitigung«.
Und so werden die Materialien selektiert und in Chargen getrennt, wiederverwertbare Teile für eine spätere Aufbereitung gesammelt, Steine und Betonteile vor Ort zerkleinert, eine Halle soll demontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, belastete Materialien (allein etwa 9 500 Quadratmeter Asbestzementplatten) in speziellen Anlagen entsorgt werden. Noch bis Mitte nächsten Jahres wird die Sanierung dauern, denn nach dem oberirdische Abriss der Gebäude und Anlagen, geht es in die Tiefe. Bis zu fünf Metern liegen unter dem Erdreich alte Rohrleitungen und Fundamente. »Alles muss weg«, erklärt Axel Raabe vom Bielefelder Umweltamt. »Schließlich soll nach der umfangreiche Sanierung eine gefahrlose Folgenutzung des ehemaligen Industriestandortes zu Gewerbe- und Wohnzwecken gewährleistet sein«.
Axel Raabe bezeichnete die Sanierung als gutes Beispiel für das Flächenrecycling einer alten Industriebrache. Und davon gibt es in Bielefeld noch viele: 240 Altstandorte sind dokumentiert. »Eine Aufgabe für viele, viele Jahre«. Das Gelände des einst traditionsreichen Unternehmens in Sennestadt, sei nicht irgendein Areal am Rande der Großstadt. »Das ist ein interessantes, attraktives und wertvolles Areal im Herzen Sennestadts«, sagt Bernhard Neugebauer von der Sennestadt GmbH, die das Gelände nach Abschluss aller Arbeiten und gutachterlicher Überprüfung übernehmen wird. »Wir werden hier nicht einfach nur schnell Häuser bauen, sondern den Bereich behutsam entwickeln«.
Bernd Güse, Geschäftsführer der Sennestadt GmbH, sieht das Projekt auch als finanzielle Herausforderung »für eine so kleine Gesellschaft«, lobt die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. »Das Rückbau- und Sanierungskonzept ist in sämtlichen Verhandlungsphasen beispielhaft gelaufen. Wir können uns alle als Gewinner fühlen. Denn wir haben ein gemeinsames Anliegen: mit der sensiblen Entwicklung des für eine Mischnutzung vorgesehenen Areals eine Perspektive für Sennestadt zu schaffen und Wesentliches für die Zukunft zu leisten«.
Froh ist Güse darüber, dass die Vorschläge verschiedener Projektentwickler nicht zum Tragen gekommen sind. »Die wollten teilweise nur die schnelle Mark machen, das wäre eine Katastrophe für Sennestadt geworden«.

Artikel vom 20.10.2005