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Lammert macht
Beck zum »Bock«

Bundestagspräsident sorgt für Lacher

Berlin (dpa). Der neue Bundestagspräsident Norbert Lammert wollte eigentlich Dirigent werden, dann aber verschrieb er sich doch der Politik.

In seinem neuen Amt leistete sich der 56-Jährige gestern sogleich einen Versprecher. Der CDU-Politiker kündigte den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, als »Volker Bock« an. Beck nahm den Versprecher mit Heiterkeit auf und konterte, der Präsident habe soeben »einen kapitalen Bock geschossen«.
Lammert warb für eine lebendige Streitkultur im Parlament. Als Beispiel für eine Grenzüberschreitung verwies er auf Fischers Äußerung im Oktober 1984, »die mir im Moment scheinbar entfallen ist«. Lammert fügte hinzu: »Mit Verlaub, lieber Kollege, sie müssten erneut gerügt werden.« Fischer hatte dem damaligen Bundestagsvizepräsidenten Richard Stücklen zugerufen: »Mit Verlaub Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch.«
Bereits seit 25 Jahren ist Lammert Bundestagsabgeordneter, seit 2002 war er Parlamentsvizepräsident. Unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungs-, Wirtschafts- und Verkehrsministerium.
Seine politische Heimat ist die CDU in Nordrhein-Westfalen. Als Vorsitzender der mächtigen Landesgruppe der NRW-CDU im Bundestag galt er als Strippenzieher im Hintergrund. Der gebürtige Bochumer mit Sinn für Humor hat sich vor allem als Kulturexperte einen Namen gemacht. Ob im Streit um den Kultur-Föderalismus oder die auswärtige Kulturpolitik - selbst im Kreise der politischen Gegner wird Lammert als kompetenter Partner geschätzt. CDU-Chefin Angela Merkel berief ihn im August als Fachmann für Kultur in ihr Wahlteam.
Der Vater von vier Kindern liebt schöne Bücher, Hausmusik und gute Argumente. Früher spielte er Orgel, wenn Freunde heirateten. »Da bei Ehescheidungen die Orgel nicht mehr so dringend benötigt wird, haben die Gelegenheiten deutlich nachgelassen«, sagte er in einem Interview.
»Mein politisches Interesse ist früh im Elternhaus und in der Schule entstanden«, schreibt Lammert auf seiner Homepage. Als Berufsentscheidung habe es sich aber erst durchgesetzt, »nachdem ich einsehen musste, dass meine Begeisterung für Musik und Fußball als Grundlage für einen Beruf vermutlich nicht ausreichen würde«. Aktiv musizieren kann Lammert nur noch selten. Auch schreibe er gerne über das, was er gelesen oder gesehen habe, meint Lammert und weiter: »Was ich gehört habe, behalte ich dagegen meist für mich.«

Artikel vom 19.10.2005