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Jodie Foster
kämpft mutig
um ihre Tochter

»Flightplan« ist ein routinierter Thriller

Bei Jodie Foster ist es wie bei Robert De Niro: Viele Kinozuschauer gehen allein ihretwegen in einen Film. Auch der Thriller »Flightplan - Ohne jede Spur« lebt von den Künsten der Ausnahmeschauspielerin.

In den USA schoss der Film auf Platz 1 der Kinocharts und spielte bereits mehr als 50 Millionen Euro ein - was sicher einen enormen Karriereschub für den deutschen Regisseur Robert Schwentke (37) bedeutet, der mit Filmen wie »Eierdiebe« und »Tattoo« bislang eher Insidern ein Begriff war. Der Stuttgarter durfte bei seiner ersten Hollywoodproduktion gleich mit einer zweifachen »Oscar«-Preisträgerin zusammenarbeiten.
Ähnlich wie beim »Wunderkind Tate« schlüpft die heute 42-jährige Jodie Foster in die Rolle einer Löwenmutter, die um ihr Kind kämpft. Sie spielt die in Berlin lebende Amerikanerin Kyle, die ihren Mann auf tragische Weise verliert, als dieser von einem Dach stürzt. Auf dem Rückflug in die USA verschwindet Kyles Tochter spurlos. Niemand im Flugzeug will das Kind gesehen haben, und Kyle findet sich in der an Hitchcock erinnernden Situation wieder, dass ihr niemand Glauben schenkt.
Schwentke, der Hollywood mit »Tattoo« überzeugte, inszeniert den Thriller routiniert. Anderthalb Stunden lang leidet der Zuschauer mit der Heldin und rast mit ihr durch den verwinkelten, futuristischen Jumbo-Jet, der an den neuen Airbus A380 erinnert. Gedreht wurde in einem eigens gebauten, zweigeschossigen Flugzeugmodell, das wirklich groß genug ist, dass ein Kind darin verschwinden könnte. Die ersten Szenen entstanden im künstlich verschneiten Berlin und am Flughafen Leipzig.
Die verzweifelte Kyle sucht Hilfe bei den Flugbegleiterinnen (Erika Christensen, Kate Beahan), aber die Suche bleibt erfolglos, bis die Situation über den Wolken eskaliert. Die Bezüge zu den Anschlägen vom 11. September 2001 sind deutlich: An Bord gibt es einen charismatischen Air Marshall (Peter Sarsgaard), der für Sicherheit sorgt, und arabische Männer, die unter Verdacht geraten. An Bord eines Flugzeugs wird dieser Thriller wohl kaum laufen.
»Flightplan« ist ein solider US-Thriller geworden. Was hinter dem Verschwinden des Kindes steckt, soll hier nicht verraten werden - ein Knüller ist die Auflösung aber nicht. Keine Sekunde lang zweifelt der Zuschauer, dass Tochter Julia (Marlene Lawston) wirklich existiert, auch dann nicht, als Kyle dem Kapitän (wie aus einem Lufthansa-Prospekt: Sean Bean) beichtet, dass sie seit dem Tod ihres Mannes Tabletten nimmt.
Für Jodie Foster, die mit »Taxi Driver« und dem »Schweigen der Lämmer« Kinogeschichte schrieb, ist es die erste große Rolle nach »Panic Room« vor drei Jahren. Ihre Fans werden mit vielen Großaufnahmen verwöhnt, die belegen, dass sich die zweifache Mutter vermutlich keiner Kur gegen Fältchen unterzieht und mit den Jahren eher noch an Ausstrahlung gewinnt. Die Filmheldin nimmt es mit so viel Verve mit den 425 Passagieren und der Crew auf, dass sich ein US-Kritiker sogar hinterher wünschte, Foster wäre seine eigene Mutter.

Artikel vom 20.10.2005