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Ein prachtvoller Kostümfilm

Jane Austens »Stolz und Vorurteil« ist wieder da


Warum man »Stolz und Vorurteil« jetzt noch einmal verfilmen sollte, konnte sich auch Hauptdarstellerin Keira Knightley nicht erklären. Schließlich gab es vor zuletzt zehn Jahren schon einen BBC-Dreiteiler mit Colin Firth, der weltweit Erfolge feierte und noch heute als nahezu perfekte Umsetzung des rund 200 Jahre alten Romanklassikers von Jane Austen (1775-1817) gilt.
Doch der Produzent überzeugte Keira Knightley mit dem Argument, dass »Stolz und Vorurteil« erst ein einziges Mal für die große Kinoleinwand verfilmt worden war. 1940 war das - und trotz solcher Stars wie Lawrence Olivier ziemlich schwach.
Deshalb kommt nun »Stolz und Vorurteil« erneut in die Kinos - als prunkvolle, aber auf Leichtigkeit getrimmte britische Filmproduktion mit Stars wie dem »Fluch der Karibik«-Schönheit Keira Knightley, mit Donald Sutherland und Judi Dench. »Wirklich schön«, ist der Gedanke, der einem in den gut zwei Kinostunden ständig in den Sinn kommt angesichts der Flut perfekter Bilder, Kostüme und typisch englischer Landschaften. Der enge Zeitrahmen fordert jedoch seinen Tribut: Die bei Jane Austen wunderbar langatmige Entwicklung der Beziehungen zwischen den Hauptpersonen musste so sehr eingedampft werden, dass manche Wendung ohne Kenntnis des Originalmaterials etwas unvermittelt wirkt. Der 33-jährige Regisseur Joe Wright brachte es auch fertig, das Buch vor der Arbeit am Film nie zu lesen.
»Stolz und Vorurteil« ist so etwas wie die Mutter aller Frauenromane. In einer ersten Fassung von der knapp 21-jährigen Jane Austen 1797 geschrieben, aber erst 1813, vier Jahre vor ihrem frühen Tod, anonym veröffentlicht, baute das Buch ein tausendfach kopiertes Modell auf: eine Frau, zwei Männer. Der eine ist auf den ersten Blick arrogant und kaltherzig, hat aber ein gutes Herz, der andere ist ein attraktiver Charmeur, der sich jedoch am Ende als Mistkerl entpuppt.
Die Restriktionen der Epoche drückten der Geschichte ihren Stempel auf: Weil in der Familie Bennet nur Töchter zur Welt kamen, wird die gesamte Erbschaft einem anderen - männlichen - Verwandten zufallen. Also müssen möglichst alle jungen Frauen um jeden Preis verheiratet werden, um ihr Auskommen zu sichern.

Artikel vom 20.10.2005