21.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dr. Ansgar Walk begeisterte mit seinem lebendigen Vortrag über die Inuit im Brackweder Erzählcafé.

Vom Leben der Inuit und
deren Geschichte fasziniert

Dr. Ansgar Walk begeisterte Publikum im Erzählcafé

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Vor elf Jahren hörte er zum ersten Mal von den Inuit, jenem kleinen Volk, das in der Arktis heimisch ist. Fortan befasste sich Dr. Ansgar Walk, promovierter Naturwissenschaftler und ehemaliges Vorstandsmitglied der »Asta-Werke« in Brackwede, mit dem Leben der Inuit.

Er schrieb nach etlichen Reisen in den nördlichsten Teil Kanadas Bücher über das Leben der Inuit, deren Kunst und die Tierwelt der Arktis. Im Brackweder »Erzählcafé« vermittelte er einem gespannt lauschenden Publikum einen Einblick in die so fern liegende unbekannte Welt, untermauert durch einige Lichtbilder.
Rund 100 000 Inuit gibt es in deren traditionellen Lebensraum, der Arktis, einem Gebiet nördlich der Baumgrenze. 50 000 sind es im Staatsgebiet Kanadas und ein Viertel davon bevölkert in 28 Siedlungen das erst 1999 geschaffene eigene Territorium »Nunavut«, regiert von einem Parlament mit 18 Mitgliedern und einem Präsidenten. »Und der ist einer zwei Juristen, die die Inuit in diesem Gebiet haben und das ist sechs Mal so groß wie Deutschland«, sagte Dr. Ansgar Walk.
Den passionierten Kunstsammler und seine Frau (»Wir sammeln eigentlich nur Werke von Künstlern, die wir persönlich kennen«) zog es immer wieder in den Norden Kanadas, »nicht zuletzt, weil die kleinen künstlerischen Dinge wie Steinfiguren oder Drucke unsere Neugier weckten«. 15 mal ist das Ehepaar inzwischen in den eisigen Gebieten gewesen. »Nicht ganz billig, aber auch nicht sehr warm«, brachte er die Zuhörer zum Schmunzeln. Und seine Begegnung mit der Kunst der Inuit, »die haben beispielsweise einfach besondere Steine aufeinander geschichtet und so künstlerisch zum Leben erweckt«, weckte die Neugier der Europäer.
Und so befasste sich Dr. Ansgar Walk mit der Geschichte der Inuit, deren Leben sich zwischen 1950 und 2000 total verändert habe. Als die kanadische Regierung nach dem zweiten Weltkrieg die allgemeine Schulpflicht, waren auch die Inuit gezwungen, ihre angestammten Lebensräume zu verlassen und sich in Siedlungen niederzulassen. »Für Menschen, die bis dahin in kleinen Gruppen gelebt haben, waren die Siedlungen mit moderner Infrastruktur ein Kulturschock«.
Jagdkultur sei bis dahin der Kern des Lebens der Inuit gewesen, doch als die Tiere ausblieben, sei es zu einer Hungersnot gekommen, das Leben in den Siedlungen zwar ungewohnt, doch überlebenswichtig. Zwar leben 25 Prozent der Inuit von der Sozialhilfe, verschaffen sich weitere Einnahmequellen durch Kunst und Tourismus, »doch traditionelle Dinge werden auch heute noch gepflegt und das drückt sich auch in der Kunst aus«. Kunsthandwerkliche Gegenstände, Steinskulpturen und Kunstgrafiken sind im internationalen Kunsthandel auf großes Interesse gestoßen.
Die Inuit seien ein sehr bodenverwachsenes Volk, blieben vorwiegend im Norden und sähen die Zukunft durchaus optimistisch. »Das drückt sich auch in der sehr hohen Geburtenrate aus, 50 Prozent der Inuit sind unter 20 Jahre jung«, erklärte Dr. Ansgar Walk den verblüfften Zuhörern.
Und eine nette Episode am Rande seiner vielen Reisen sei ihm in besonderer Erinnerung geblieben. Als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl 1995 bei einem G-7-Gipfel nach Halifax reiste, habe er sich spontan entschlossen, mit seiner Frau in die Arktis zu fliegen. »Und da konnten wir dem deutschen Bundeskanzler »Guten Tag« sagen. Der war froh, dass er in dem Sprachengewirr überhaupt etwas verstanden hat«.
l Nächster Gast im Erzählcafé ist am Montag, 24. Oktober, Botho Tangermann. Der Hochbau-Ingenieur, der 1998 Vorsitzender der »Lebenshilfe« wurde, hat unter anderem zur Schaffung bzw. Ergaltung von 320 Arbeitsplätzen beigetragen und vertritt die »Lebenshilfe« bei Versammlungen auf Landes- und Bundesebene. 2003 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Sein Thema: »Vier Jahrzehnte Engagement für die Lebenshilfe«.
Beginn im Gemeindehaus der Bartholomäus-Kirchengemeinde am Kirchweg 10 ist am Montag um 15 Uhr.

Artikel vom 21.10.2005