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Die Bahn und der Herbst

»Alle reden vom Wetter«


»Alle reden vom Wetter, wir nicht«: Dieser Slogan der alten Bundesbahn wurde von der neuen Deutschen Bahn ins Gegenteil verkehrt. Im Herbst redeten alle Reisenden vom Wetter. Züge konnten auf vom Herbstlaub verschmutzten Schienen nicht rechtzeitig bremsen und rutschten an Bahnsteigen vorbei sowie über ungesicherte Bahnübergänge. Viele Nahverkehrszüge hatten erhebliche Verspätungen, komplette Verbindungen fielen aus.
Bereits 2004 stellte sich die Bahn mit einem Maßnahmenpaket von 25 Millionen Euro in Nordrhein-Westfalen den Anforderungen des Herbstes. Der Erfolg blieb aus, obwohl selbst Bahnchef Hartmut Mehdorn behauptete: »Wir sind gut gerüstet.«
In diesem Herbst soll alles anders werden. Die Bahn hat wiederum Pünktlichkeit versprochen. Und auch die Reisenden sollen mithelfen, die Pünktlichkeit zu steigern und, man höre und staune, beim Einsteigen alle zur Verfügung stehenden Türen nutzen. Die Bahn will mit diesen zusätzlichen Lautsprecherdurchsagen die Haltezeit verkürzen.
Ein überflüssiger Service. Viel wichtiger ist es, dass die Service-Mitarbeiter grundsätzlich überhaupt etwas durchsagen, wenn ein Zug Verspätung hat. Auch der Grund der Verspätung interessiert die Reisenden, ebenso wie die nächsten Ersatzverbindungen. Nachhilfeunterricht beim Einsteigen - darüber können Pendler nur den Kopf schütteln. Die Bahn muss ihre Hausaufgaben machen.Ernst-Wilhelm Pape

Artikel vom 19.10.2005