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Middendorp will seinen Weg gehen

Aber die Fans der Kaizer Chiefs machen Stimmung gegen den Trainer

Johannesburg (dpa). So hatte sich Ernst Middendorp seine ersten 100 Tage als Trainer von Südafrikas Elite-Club Kaizer Chiefs nicht vorgestellt. Nach einer Serie eher mäßiger Spiele, die überwiegend unentschieden endeten, werden Rücktrittsforderungen der Kaizer Chiefs-Fans (»Amakhosi«) gegen den 46-Jährigen immer lauter.

»Chiefs Trainer unter Beschuss«, titelte die Zeitung »The Citizen«. Die Medien berichteten, dass der ehemalige Fußball-Lehrer von Arminia Bielefeld am Sonntag unter Polizeischutz das Feld verlassen musste. »Das ist natürlich Blödsinn, weil wir zu jedem Spiel mit Polizeischutz an- und abreisen«, erklärte der Betroffene dazu.
Die für ihr ungestümes Temperament bekannten Amakhosi bündelten nach dem 1:1 gegen die Moroka Swallows all ihren Zorn gegen den Coach. Doch Middendorp lässt sich nicht beirren: »Ich bin Drucksituationen aus meinen Zeiten in Bielefeld und Bochum gewöhnt.« Der Trainer erlebte seit seinem Amtsantritt bei dem erfolgsverwöhnten Johannesburger Club aus nächster Nähe die Empfindlichkeiten der Fans. Seit der 1970 von Club-Direktor Kaizer Motaung gegründete Verein in der Castle Premiership schwächelt, schlägt die Ungeduld der Amakhosi Kapriolen. Nach einem Spiel, das nicht ihren Erwartungen entsprach, setzten die Fans sogar schon mal die Bestuhlung der Tribünen in Brand.
Middendorps Arbeitgeber ist für Südafrika in etwa das, was Bayern München für Deutschland darstellt. Obwohl die Kaizer Chiefs ihre Heimat in dem schwarzem Johannesburger Township Soweto haben, kommen sie landesweit auf eine Fan-Gemeinde von 14 Millionen Menschen. Dem Trainer, der sich für zwei Jahre verpflichtet hat, sind Afrikas Besonderheiten nicht fremd. Zuvor hatte er in Ghana die Top-Clubs Asante Kotoko und Hearts of Oak trainiert. »Es gibt hier die Neigung zur Überschwänglichkeit, die Stimmung schlägt sehr schnell um«, weiß er. Middendorp ist aber fest entschlossen, nicht hinzuwerfen: »Ich habe jetzt eine Richtung eingeschlagen, an der ich auch weiter festhalten will.«

Artikel vom 19.10.2005