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Vata setzt zum
Überholen an

Arminias Trainer tritt die Bremse

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Fatmir Vata würde ja gerne, aber Thomas von Heesen lässt ihn nicht. Vor fünf Wochen hatte sich Arminia Bielefelds Albaner am Knie verletzt. Diagnose: Innenbandanriss im Knie. Vier Tage vor der Partie in Nürnberg fühlt sich Vata wieder fit wie ein Turnschuh und möchte am Mannschaftstraining teilnehmen. Trainer von Heesen aber scheut das Risiko.

Und das aus gutem Grund. Von Heesen: »Fatmir ist 34. Ich weiß, dass er heiß ist. Aber so lange die Gefahr besteht, dass seine Verletzung wieder aufbricht, lassen wir ihn lieber draußen.« Und noch etwas hält von Heesen davon ab, Vata schon wieder zu einhundert Prozent in die Trainingsarbeit mit einzubeziehen: die lange Liste schlechter Beispiele, von denen David Kobylik das jüngste ist. Vor der Serie hatte auch er sich einen Innenbandanriss im Knie zugezogen. Auch der Tscheche war ungeduldig, fühlte sich zu früh schon wieder zu großen Taten bereit. Und zahlte einen hohen Preis. Kobyliks Comebackversuch verzögerte sich wegen zweier Rückfälle, stellte den Außenstürmer auf eine unnötig lange Geduldsprobe.
Auch darum zeigt sich Vata einsichtig, versteht, dass von Heesen auf die Bremse tritt. Vata weiß, dass es die medizinische Abteilung und der Trainer nur gut mit ihm meinen und sagt: »Alle kümmern sich super um mich.«
Weil es seit drei Wochen mit Arminia aufwärts geht und Vata darum nicht das Gefühl haben muss, besser gestern als heute gebraucht zu werden, könnte er das Ende des Heilungsprozesses gelassen abwarten. Könnte. Doch Vata wäre nicht Vata, würde es ihm nicht ganz gehörig in den Zehenspitzen jucken. Für einen wie ihn sind fünf Wochen Pause eine kleine Ewigkeit. Gestern absolvierte er eine Privateinheit mit Co-Trainer Frank Geideck. »Ich habe schon wieder lange Bälle geschlagen und überhaupt keine Schmerzen«, berichtet Vata. Geideck aber hat beim Offensivakteur Probleme beim Spielen ruhender Bälle mit der Innenseite erkannt und weiß darum nicht, ob der Spieler schon in dieser Woche ins Teamtraining zurückkehren wird. Geideck: »Wenn Fatmir sich wirklich fit fühlt, hat Thomas von Heesen das letzte Wort.«
Wäre es ausschließlich nach Vata gegangen, wäre er bereits gestern mit den Kollegen am Ball gewesen. Morgen, vielleicht Freitag zum Abschlusstraining - Vata will unbedingt noch in dieser Woche wieder mittendrin statt nur dabei sein, rechnet er sich für eine Nominierung in den Kader des Nürnberg-Spiels doch zumindest eine Minichance aus.
Kein Wunder, dass er auf die Partie in der WM-Arena Frankenstadion brennt: Vergangene Saison leitete Vata mit einem Kopfballtor hier Arminias ersten Saisonsieg (2:1) ein. »Wenn's gegen Nürnberg noch nicht klappt, dann vielleicht am Mittwoch zu Hause gegen Cottbus im Pokal«, hofft Vata und sagt einsichtig: »Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, wenn ich nicht richtig fit bin. Und in einem Heimspiel schützt einen der Schieri meist doch etwas mehr.«
Nürnberg oder Cottbus: Vata wird kämpfen müssen, um sich einen Platz in der ersten Elf zurückzuerobern. Darüber ist sich der Routinier im Klaren und sagt: »Dann muss ich eben in ein schnelleres Auto umsteigen und zum Überholen ansetzen.«

Artikel vom 19.10.2005