18.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erdstrahlen - was
ist wirklich dran?

In Bad Heilbrunn geht man der Sache auf den Grund

Bad Heilbrunn (WB). Gibt es Erdstrahlen oder sind sie nur eine Erfindung? Kaum ein anderer Begriff löst in der modernen Medizin mehr Diskussionen aus. Fest steht inzwischen, dass es sich nicht um geheimnisvolle Strahlen, sondern um Veränderungen der normalen elektrischen und magnetischen Erdfelder handelt.
Die Technik, verborgene Gegenstände oder Strukturen mit der Wünschelrute aufspüren zu wollen, lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie begann damals als eine Methode, das Vorkommen von Erzen festzustellen. Hierbei begingen geländekundige Bergleute vermutete Erzlagerstätten und versuchten, mittels Wünschelrute Erzadern anzuzeigen. Inwieweit dies einer Mutung (Lokalisation durch den Wünschelrutenausschlag) im heutigen Verständnis entsprach oder ob diese Zeremonie zur Tarnung eines tradierten Geheimwissens über die Lage der Erzgänge diente, ist heute nicht mehr nachzuprüfen und bleibt Spekulation. Nach den Schilderungen von Zeitzeugen war das Verfahren bereits damals unter den Bergleuten sehr umstritten.
Vom Ursprungsland Deutschland hat sich diese Technik weltweit verbreitet. Meistens steht die Wassersuche im Vordergrund. Einen Schub erhielt das Thema mit dem 1932 erschienenen Buch »Erdstrahlen als Krankheits- und Krebserreger« des Gustav Freiherrn von Pohl. Durch Experimente versuchte er zu belegen, dass Krebserkrankungen häufig über Orten mit angeblichen »Reizströmen« oder »Wasseradern« auftreten. Der Freiherr gilt auch heute noch -Ê ungeachtet seiner methodischen Fehler -Ê bei vielen Anhängern der Radiästhesie (Strahlenfühligkeit) als seriöse Referenz.
Die populäre Version behauptet, viele Krankheiten hätten ihre Ursache darin, dass Betroffene ihren Schlafplatz über einer Störzone hätten. Folglich bieten Wünschelrutengänger heute nicht nur ihre Dienste an, um günstige Bohrpunkte für Brunnen zu bestimmen, sondern auch, um vermeintlich gefährliche Störzonen ausfindig zu machen. Betroffene sollen dann ihre Schlafplätze in störungsfreie Zonen verlegen. Daneben werden von Wünschelrutengängern und Geobiologen zahlreiche Abschirmvorrichtungen, angeblich wirksame Hausmittel (Spiegel, Stroh, Korkmatten etc.) oder auch Schutzrituale vermarktet.
Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Bad Heilbrunner Dieter Kugler mit dem Thema Erdstrahlen. »Mein Anliegen ist es, aufzuklären statt jegliche Art von Panikmache zu unterstützen«, so Kugler, der inzwischen als anerkannter Experte gilt. Aus diesem Grund wurde der Geobiologische Lehrpfad in Bad Heilbrunn jetzt neu gestaltet. An 13 Stationen kann auch der Laie Veränderungen am Pflanzenwuchs durch natürliche Einflüsse und andere interessante Erscheinungen in der Natur feststellen. Ein Faltblatt mit Übersichtsplan gibt Auskunft über Erdstrahlen sowie den Umgang mit der Wünschelrute. An jedem ersten und dritten Samstag im Monat werden kostenlose Führungen mit einem Routengänger angeboten.

Artikel vom 18.11.2005