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Ramadan: Nicht nur fasten,
sondern auch »Seele erneuern«

Türe offen in der Moschee: Einblicke in den islamischen Glauben

Halle (Felix). Dass man sich vor dem Besuch einer Moschee erst einmal die Schuhe ausziehen muss - neu war das für den 16-jährigen Lukas nicht. Es erinnerte ihn und seine Familie am Samstag in besonderer Weise daran, ein ganz anderes Gotteshaus zu betreten.

Dass die Unterschiede zwischen christlichem Glauben und Islam zum Teil doch gar nicht so weit auseinander liegen, davon konnte vor dem Fastenbrechen des Ramadan Cermil Sahinöz vom Türkisch-Islamischen Kulturverein ihn sowie 30 weitere Gäste überzeugen.
Für Lukas und seine beiden Brüder Simon (14) und Linus (11) war es der erste Besuch einer Moschee. »Wir ziehen uns die Schuhe aus, weil wir beim Gebet mit der Stirn den Boden berühren«, erklärte Cemil Sahinöz das für Christen ungewöhnliche Ritual. Die Gäste staunten, als sie den ganz mit Teppich ausgelegten Gebetssaal betraten. Die in grün gehaltenen Schilder an den Wänden weisen auf die Namen der Propheten hin, von Mohammed bis hin zu den Söhnen Alis, Hassan und Hussein.
»Aber auch Jesus, Noah und Abraham zählen laut Koran zu unseren Propheten«, wies Sahinöz auf weitere Gemeinsamkeiten mit dem Christentum hin. Auch auf die baulichen: Die Kanzel des Immam (Kürsi), die nur genutzt wird, wenn das Gotteshaus voll ist. Die mit Versen aus dem Koran eingerahmte Stelle, an der der Immam gewöhnlich vor der Gemeinde betet (Mihrab) sowie die Treppe (Minber), von der aus der Hodscha beim Freitagsgebet besser zu sehen ist. »In jedem Gebet gibt es einen verpflichtenden (Farz) und einen freiwilligen Teil«, so Sahinöz weiter. Und Linus staunte nicht schlecht, wie schnell das Gebet vorbei war. »Es gibt keine räumliche Trennung zwischen Männern und Frauen, allerdings eine Reihentrennung: Die Frauen beten stets hinter den Männern«.
Von den fünf Säulen des Islam (1. Das Glaubensbekenntnis (»Es gibt keinen Gott außer dem einen Gott und Mohammed ist sein Prophet«), 2. Das tägliche Gebet, 3. Die Pflicht zur Armensteuer, 4. Das Fasten sowie 5. Die Pilgerfahrt nach Mekka) berichtete anschließend Dr.Josef El-Shamsy. Er erklärte auch, was genau es mit dem Fasten im Monat Ramadan auf sich hat. »Wer glaubt, dass es dabei nur ums Essen und Trinken geht, hat den Sinn des Ramadan nicht verstanden«, so der Arzt. Denn auch die Seele und die Bereitschaft, sich zu verändern und zu verbessern, seien wesentlicher Bestandteil.

Artikel vom 18.10.2005