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Es »rapoltert«
ganz gewaltig

Köln: Star streitet mit dem Trainer

Köln (dpa). Die Aufstiegs-Euphorie ist längst verflogen, Spieler und Fans sind desillusioniert, der Star streitet sich öffentlich mit dem Trainer: »Das ist bittere Realität«, sagte Uwe Rapolder und zog eine schmerzhafte Bilanz nach der 1:4 (0:0)-Heimschlappe des 1. FC Köln gegen Hannover 96.
Geknickt: Uwe Rapolder.
Sieben Spiele, sechs Niederlagen, davon vier hintereinander - der Chefcoach des 1. FC Köln weiß, dass der Kampf gegen den vierten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga begonnen hat: »Die Weichen sind gestellt, so ein Knockout ist eine riesige Enttäuschung, das ist ein emotionaler Tiefschlag.«
Rapolder ging gleich zwei Mal K.o.: Denn dem Debakel gegen die Niedersachsen folgte die verbale Ohrfeige durch Lukas Podolski. Erst von der 46. Minute an, als es noch 0:0 stand, durfte der ungestüme Jungstar, umjubelt von 50 000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergieStadion, den Rasen betreten.
Für den Protagonisten war das späte Plazet seines Chefs überhaupt nicht nachvollziehbar: »Ich war hundertprozentig fit. Keine Ahnung, warum der Trainer mich nicht von Anfang hat spielen lassen.«
Rapolder fiel fast die Kinnlade herunter, als ihm diese Aussagen des Kölner Publikumlieblings übermittelt wurden: »Wir haben im Sinne von Lukas entschieden. Das war auch abgestimmt mit der medizinischen Abteilung« - und mit dem an der rechten Wade verletzten 20-Jährigen ebenfalls, betonte der FC-Coach mehrfach. Rapolder hatte sichtlich Mühe, die Contenance zu bewahren. Die von Podolski angezettelte Kontroverse sei »sicherlich nicht im Sinn des 1. FC Köln«, sagte der momentan Leid geprüfte Fußball-Lehrer dann aber doch zurückhaltend.
Rapolder jedenfalls wusste am Abend der Niederlage nicht weiter, weder im »Fall Podolski« noch bei der Frage, wie die katastrophalen Aussetzer, speziell in der FC-Abwehr, abgestellt werden können. Nur noch nach Hause gehen wollte Rapolder, »die Gedanken sortieren und meine Gefühle einordnen«. Nur eines war gewiss: »Jetzt müssen wir das Ruder herumreißen.« Ansonsten, auch das war dem 47-Jährigen klar, greifen die im Fußball üblichen Mechanismen. Hannovers Manager Ilja Kaenzig machte es überdeutlich: »Nur wer heute gewinnt, hat Ruhe.«

Artikel vom 18.10.2005