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Klartext von Korzynietz

Armine hebt das Trainer-Team-Verhältnis hervor

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Bernd Korzynietz ist mit 26 Jahren noch nicht alt. Und doch alt und vor allem erfahren genug, um ein gutes Gespür dafür zu haben, wann die Zeit gekommen ist, mal ungefragt ein Statement abzugeben. »Zwischen Trainer und Mannschaft passt kein Blatt Papier«, sagte er nach dem 3:0 über Berlin.

Der Rechtsverteidiger hat während seiner sechs Profijahre bei Borussia Mönchengladbach einige Trainer kommen und gehen sehen. Sechs, um genau zu sein: Rainer Bonhof, Hans Meyer, Ewald Lienen, Holger Fach, Horst Köppel, Dick Advocaat und noch mal Köppel. Bezogen auf die letzen Jahre sind die Gladbacher Synonym für die Schnelllebigkeit des Fußball-, speziell des Trainergeschäfts. Vermutlich hatte Bernd Korzynietz das Gefühl beschlichen, dass es auch in Bielefeld nicht mehr lange gedauert hätte, ehe Thomas von Heesen in die Kritik geraten wäre. Und weil er das für ziemlichen Unfug gehalten hätte, sagte er halt einfach, was er gern mal loswerden wollte. Dabei hatte der DSC mit einer guten Leistung in Leverkusen und einer noch besseren gegen die Berliner Hertha ja schon auf dem Platz jeden kleinsten Zweifel daran, ob von Heesen der richtige Trainer für Arminia ist, im Keim erstickt.
Trotzdem hat so deutlich wie am Samstag Bernd Korzynietz bisher nur Torwart Mathias Hain ein Plädoyer für von Heesen gehalten. Das war beim Fan- und Mitgliederabend unmittelbar nach dem desaströsen Auftritt gegen Mönchengladbach, als Hain sich herausgefordert fühlte zu sagen: »Wir stehen zu einhundert Prozent hinter Thomas von Heesen.« Ein starkes Zeichen eines nicht nur sportlich starken Kapitäns.
Tatsächlich hat die Arminia alles das, was ihr nach der Gladbach-Pleite vorgeworfen wurde, in den beiden jüngsten Partien besser gemacht. Bernd Korzynietz weiß, woran das liegt: »Weil wir eine ganz fantastische Moral haben. Die Kritik, die nach der Niederlage gegen Gladbach auf uns eingeprasselt ist, war in weiten Teilen berechtigt. Aber wir haben eine fantastische Reaktion gezeigt, weil wir eine Einheit sind.«
Und exakt das, so Korzynietz, müsse die Mannschaft vor, beim und nach dem Spiel beweisen. Vorher mit der kollektiven Kreisbildung, hinterher mit der gemeinsamen Ehrenrunde. Korzynietz: »Wir gewinnen zusammen, aber wir spielen auch zusammen unentschieden und wir verlieren zusammen.« Er verschweigt nicht, dass es nach den Misserfolgen auch mal kritischer und lauter innerhalb der Mannschaft geworden sei, denn: »Wir streuen uns ja keinen Sand in die Augen.« Was mit der Umsetzung des Mottos »Einer für alle, alle für einen« möglich sei, habe, so Korzynietz, das Team begriffen. »Das war das Motto des Spiels«, sagte er nach dem 3:0 über Berlin. Hauptsache, das ist es auch beim nächsten Spiel in Nürnberg.

Artikel vom 18.10.2005