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Von frechen Flöten und jagenden Hörnern

Gute Laune beim zweiten »Musik voll fett«-Konzert

Von Uta Jostwerner (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Nein, es waren nicht Banaroo, die Chipz oder gar die Backstreet Boys, die gestern von hunderten Kindern in der Oetkerhalle stürmisch gefeiert wurden, sondern - man staune -Êdie Bielefelder Philharmoniker unter ihrem ersten Kapellmeister Kevin John Edusei.

Der Kinderkonzertreihe »Musik voll fett« am Theater Bielefeld sei's gedankt, dass die Zeiten, in denen Kinder gelangweilt eine Lektion in Sachen Orchesterkunde über sich ergehen lassen mussten, vorbei sind. Bei Benjamin Brittens »Young Person's Guide to the Orchestra« stellte sich das hiesige Orchester als große bunte Familie vor. Gäste waren nicht nur willkommen, sie durften auch aktiv am Sippentreffen teilnehmen und ins Orchester tauchen.
Rote, gelbe, grüne und blaue Farbkarten, die die jungen Gäste beim Eintreten erhalten hatten, bildeten eine Brücke zu den Familienmitgliedern, die, aufgetreilt in Instrumentengruppen, nach und nach von Dr. Uwe Sommer, Musikdramaturg, vorgestellt wurden. In den Klangfarben der Holz- und Blechbläser, der Streicher und Perkussionsintrumente erklang das Thema zunächst separat, ehe es vielfälitg variiert wurde. Variationen? »Das ist so, als wenn man immer neue Kleider trägt, aber darunter der selbe Mensch bleibt«, vermittelte Sommer wie nebenbei Kenntnisse der Satzstruktur, launig gekoppelt mit den werkspezifischen Charakteren der Instrumentenfamilie »Die kleinsten Flöten sind die Frechsten und drängeln sich immer nach vorn. Mutter und Tante Oboe haben heute gute Laune, deshalb klingt ihre Musik weich und harmonisch. Hörner sind die goldenen Gesellen, die gerne auf die Jagd gehen. Viele haben früher bei der Post gearbeitet . . .« Dann gab es da noch die vier Patenonkel (Fagott, Trompete, Bratsche und Tambourin), die das Thema mit perkussiver Unterstützung des gesamten Saals auch allein spielen konnten.
Und schließlich forderte Prokofjews Klassiker »Peter und der Wolf« noch einmal die ganze Aufmerksamkeit der Schüler. Sieben unter ihnen schlüpften flugs in Kostüme und entpuppten sich auf der großen Oetkerhallenbühne spontan als wahre Darstellungskünstler. Gute Vorarbeit für Monika Mayer, die spannend weiter erzählte.

Artikel vom 19.10.2005