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Sender müssen
Qualität bieten

Dieter Wedel gestern in Bielefeld

Von Rolf-Dieter Bock
Bielefeld (WB). Er ist nicht nur Regisseur, sondern auch Autor: Dieter Wedel, Schöpfer großer TV-Filme, sprach gestern Abend auf Einladung des Liberalen Netzwerks zum Thema »Fiktion und Wirklichkeit -ÊDas Fernsehen als moralische Anstalt«.
Kritisiert ARD und ZDF: Dieter Wedel.Foto: Borgmeier

Sorgfältig die Worte wägen, das Glück fühlen, von Menschen sprechen zu können, den Menschen vermitteln, dass sie sich mit den Figuren identifizieren können, davon ist Wedel begeistert. Zwar könne er als Regisseur nur nachstellen, was der Drehbuchautor geschaffen hat. Doch wenn man wie er gleichzeitig Autor ist, kann er mehr formen, authentischer sein. Dazu gehört gründliche Recherche, den Beweggründen der Personen nachgehen und das Wesen herausschälen. »Unsere Arbeit ist Verwandlung«, sagt Wedel, er müsse intuitiv arbeiten, nicht »platt naturalistisch«.
Das zu zeigen und kreative Produkte zu fördern sei die große Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender. Dies angesichts der Tatsache, dass »der Flachsinn Hochkonjunktur« habe. Zwar müsse Fernsehen auch »Traumfabrik« sein, aber problematisch werde es eben, wenn alles nur auf Zerstreuung hinausläuft. ARD und ZDF seien gut beraten, nicht den Privaten hinterherzulaufen, sondern ihre Existenz mit gutem Geschmack zu sichern. Wer nur nachahme, gefährde seinen Bestand. Tatsache sei leider, dass den Öffentlich-Rechtlichen die Definition von Kreativität verloren gegangen sei.
Weiter kritisierte Wedel, dass in Informationssendungen nicht ausreichend erklärt werde. Der Dokumentarist habe es da bisweilen schwerer als ein fiktionaler Autor. Für erschreckend hält er die »Pilcheriserung« der Programme. Zum Thema Schleichwerbung sagte Wedel, dass Fernsehen die Wirklichkeit darstellen muss. »Product Placement« hält er nur dann für akzeptabel, wenn es dezent ist und von Firmen gezahltes Geld für den Film verwendet wird. Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen sei es, Orientierungshilfe zu bieten, als moderne »moralische Anstalt«.
Sein neues kreatives Werk, »Papa und Mama«, wird am 2. und 4. Januar im ZDF gesendet.

Artikel vom 19.10.2005