18.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die »Luise« von oben sehen

Piumer Gleitschirmflieger Ralf Köhne erfüllt sich fliegend seine Träume

Von Alexander Heim (Text und Fotos)
Borgholzhausen (WB). »Das Medium Luft hat mich schon immer fasziniert«. Die Begeisterung, wenn er vom Fliegen erzählt, ist Ralf Köhne anzumerken. Und dem fröhnt er schon viele Jahre. Seit diesem Jahr aber bekommen auch die Piumer immer mal wieder etwas von seiner Leidenschaft mit.

Dann nämlich, wenn er seinen Motor auf den Rücken schnallt, um sich von einem 1,21 Meter großen Propeller und einem Gleitschirm in die Höhe tragen zu lassen. »Ich war schon früher, als ich mit meinen Eltern im Urlaub in Berchtesgarden war, von den Drachenfliegern fasziniert«, erinnert sich der 39-Jährige. Mit 21 beobachtete er einen Gleitschirmflieger bei der Landung und kam mit ihm ins Gespräch. »Das alpine Fliegen ist total irre«, schwärmt der Vertriebsleiter. »Es ist mit nichts zu vergleichen, wenn man in 2 000 Metern Höhe startet und durch die Thermik in den Bergen bis 3 000 Meter getragen wird«.
Im Segelflugzeug und mit einmotorigen Maschinen war er natürlich auch schon mal als Passagier unterwegs. »Das Motorfliegen ist aber die einfachste und genialste Möglichkeit, schnell in die Luft zu kommen, um die Freiheit und das Panorama zu genießen«. Bis zu 1 000 Meter hoch trägt ihn der 24 PS starke und 21 Kilogramm schwere Motor, mit dem er die Distanz innerhalb von nur 15 Minuten überwinden kann. »Man kann überall starten, wenn die wettertechnischen Voraussetzungen stimmen und es keine hohen Hindernisse gibt«.
Um aber überhaupt starten zu dürfen, musste Ralf Köhne erst einmal eine Lizenz erwerben: »Luftrecht, Navigation, Meteorologie, Technik, Pyrotechnik und Sprechfunk waren einige der Prüfungsfächer«, erinnert er sich. Geholfen hat ihm dabei die Erfahrung aus nahezu 1 000 Flügen mit dem normalen Gleitschirm, die er sich innerhalb der vergangenen 15 Jahre erworben hat. »Es gab Jahre, da sind wir an bis zu 20 Wochenenden nach Österreich gefahren, um starten zu können«, erinnert sich auch Freundin Astrid Beiersdorf. Und gerne schaut sie zu, wenn ihr Ralf in die Luft geht. »Auf mich ist diese Begeisterung aber noch nicht übergesprungen«.
Ralf Köhne zieht es immer wieder hoch hinaus. »Andere gehen nach einem langen Arbeitstag joggen. Ich gehe in die Luft«. Wenn der Wind nicht schneller als 40 Stundenkilometer ist, wenn die drei Piumer Windräder signalisieren, dass der Wind aus nur einer Richtung kommt, dann legt er den Schirm aus dem strapazierfähigem Kunststoff aus, kontrolliert die Fangleinen, checkt den Motor, nimmt das Gurtzeug auf, schnallt den Motor auf den Rücken - und fliegt los. »Höhe ist Sicherheit«, weiß er. Denn dann kann man immer auch noch den Notfall-Schirm ziehen. Waldgebiete sind für ihn tabu, um das Wild nicht zu erschecken. Einen Traum aber hat er sich mit dem Fliegen längst erfüllt: »Ich wollte immer schon mal sehen, wie die Ravensburg und der Luisentum von oben aussehen«.

Artikel vom 18.10.2005