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Jede Menge schräge Typen

Andreas Rebers verbindet Alltägliches mit Weltpolitik

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Altenbeken (WV). Er beobachtet seine Mitmenschen genau und vermag sie treffend zu charakterisieren. Dann stellt er sie in eine Welt voller Absurditäten, die allerdings sehr an den ganz normalen Alltag in München und anderswo erinnert. Damit amüsiert Andreas Rebers sein Publikum deutschlandweit und am Sonntagabend auch in Altenbeken.

Armen pflegt der Kabarettist stets die Frage zu stellen: »Wie wär's denn mal mit arbeiten?«, und Wohlhabenden nimmt er gern die Schmucklast ab, damit der Reichtum sie nicht so runterzieht. Und schwups ist er bei seinem Lieblingsthema, den sozialen Verhältnissen im Land, und singt dazu Arbeiterlieder »in der Tradition von Brecht-Bohlen«.
»Fliesen-Dieter«, dem fleißigen Handwerker, setzt er mit einer rockigen »Kunst der Fuge« ein musikalisches Denkmal und seiner alternativen Nachbarin Sabine Hammer, geschiedene Sichel folgt er spottend vom bretonischen Druidenkurs ins heimische Müttercafé. Und so entwickelt Rebers ein Panoptikum schräger Typen, zu denen auch die indische Esotherikerin Frau Sasahara und die afrikanische Haushaltshilfe Frau Mbemba gehören. Die eine weiht ihn ein in die Hypnosewirkung des Obertongesangs - was eine phantastische Akkordeon-Nummer zur Folge hat -, die andere lernt bei ihm »german putzing«.
Respektlos bedient Rebers jedes Klischee, wobei dem Zuhörer das Lachen gelegentlich im Halse stecken bleibt, wenn die Pointen mehr gemein denn fein daher kommen. Kunstvoll knüpft er den roten Faden durchs Programm, in dem er fallen gelassene Themen wieder aufnimmt und in neue Bezüge bringt. Die musikalischen Intermezzi an Akkordeon und E-Piano setzen Glanzpunkte im Programm.
Andreas Rebers erzählt seine Geschichten aus der Ich-Perspektive und karikiert dabei einen obrigkeitshörigen Kleinbürger, der Temposünder und umweltverschmutzende Hundehalter der Polizei ausliefert. Nicht umsonst trage er den »Tegernseer«, eine Jacke, die auch die breiten Schultern von Diktatoren aus Nordkorea oder Afghanistan wärme. So verbindet der Satiriker seine Alltagsbeobachtungen mit Weltpolitik und versorgt seine Späße mit Tiefgang.
»Nebenan & Nebenbei« ist der Titel des neuen Programms, das Rebers leicht und locker präentiert und dabei Gewichtiges zu sagen hat. Es gab im Eggemuseum jede Menge Gelächter und Applaus und den Wunsch, Andreas Rebers hier bald wieder zu hören.

Artikel vom 18.10.2005