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Leicht und schwer, farbig und weiß

Kunstverein-Ausstellung: Hopf und Croissier

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Die eine kommt aus Warburg und arbeitet vorzugsweise mit Ton und Porzellan, die andere fertigt in Lahr im Schwarzwald Bilder und Rauminstallationen aus bemaltem Ölpapier. Beim Kunstverein Paderborn treten die Werke von Dorit Croissier und Marianne Hopf in einen spannenden Dialog.

Mit dieser Doppelausstellung startet der Kunstverein eine Projektreihe, die einmal pro Saison ihre Fortsetzung finden soll. Es werden zwei Künstler parallel vorgestellt, die auf den ersten Blick wenig Gemeinsames haben, bei genauerer Betrachtung ihrer Arbeiten ergeben sich jedoch reizvolle Übereinstimmungen oder Ergänzungen. Die erste Ausstellung dieser Art wird morgen, 19. Oktober, um 19 Uhr im Neuen Forum der Städtischen Galerie am Abdinghof eröffnet. Prof. Dr. Andreas Beaugrand aus Bielefeld wird in die Werke einführen.
Mit keramischem Material beschäftigt sich Dorit Croissier (61) seit mehreren Jahren - immer wieder neu fasziniert von der Formbarkeit und Zerbrechlichkeit des Grundstoffs. Für die Paderborner Ausstellung hängte sie unglasierte Porzellanstreifen in fünf Rahmen; verbunden wird das Ensemble durch einen Freiraum, der sich als geschwungene Linie durch die fünf Bildteile zieht.
Filigrane Porzellanplatten wurden in Plexiglasrahmen arrangiert; die einen erinnern an Blätter aus handgeschöpftem Papier, die anderen erhielten durch eine Bearbeitung mit Sand, Pigmenten und Oxyden ein naturhaftes Aussehen. Aus Hochlochziegeln baut Dorit Croissier mannshohe Stelen, die sie anschließend mit Hammer, Meißel und anderem Werkzeug bearbeitet, um Einblicke in das Innere zu ermöglichen.
Ein anderes Thema, das die Warburgerin schon lange beschäftigt, ist die Weide mit ihren Bedeutungen in unterschiedlichen Kulturkreisen. Vier Beispiele finden sich in der Rauminstallation »Haiku«: ein vom Blitz getroffener Baumstumpf, eine Lagerstatt aus geflochtenen Zweigen, ein Strauß rot bemalter Weidenruten und eine weiblich gerundete Skulptur, die einem Weidenstamm nachempfunden ist.
Transparent und biegsam ist das Material, das Marianne Hopf (46) verwendet. Sie bemalt geöltes Papier von beiden Seiten »mit allem, was mir gerade in die Hände kommt«, vorzugsweise mit Tusche, Kohle, Kreide und Acrylfarbe und platziert die Bahnen so, dass sie frei im Raum hängen oder stehen. Lange Fahnen schweben von der Decke und Leporellos werden in sternförmiger Formation auf einem runden Tisch arrangiert. Je nach Lichteinfall und Standort des Betrachters ergibt sich ein neuer Bildeindruck. Ovale Schlitze im Papier lassen zudem wechselnde Aus- und Einblicke zu.
Bei der Farbwahl beschränkt sich Marianne Hopf auf Schwarz, Weiß und Rot - auch in ihren Zeichnungen auf Papier. Die Farben trägt sie mit einem Autoscheibenwischer auf, um anschließend diesen flächigen Untergrund durch Pinselschwünge, feine Linien und Ritzungen zu ordnen.
Zu sehen ist diese Ausstellung bis 20. November. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Artikel vom 18.10.2005