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Kontraste - aber keine Konkurrenz

Ausstellung mit unterschiedlichsten Werken von sechs Künstlern im Speicher

Lübbecke (jug). Gemeinsam ist den sechs Künstlern: Sie alle sind Mitglieder des Vereins »Das Fachwerk« in Bad Salzuflen. Ihre künstlerischen Richtungen könnten unterschiedlicher jedoch kaum sein. Der Titel ihrer gemeinsamen Ausstellung lautet daher schlicht: »Kontraste«. Unter diesem Motto haben Kunstinteressierte noch bis einschließlich 13. November Gelegenheit, die Werke von Christiane Koum Kingue, Elke Spliethoff, Irena Kyeck, Daniel Kuhlmann, Hans Gerlhof und Friedrich Rasper im Speicher am Burgmannshof zu besichtigen.
Das Suchen ist äußerst selten. Zumeist findet Hans Gerlhof Material für seine Bilder, z.B. auf Schrottplätzen. »Dann sehe ich das Bild schon vor mir.« Fotos: Julia Graf
Holz, Wellblech, metallene Zahnräder: In den Werken von Hans Gerlhof aus Minden finden sich verschiedenste Materialien zusammen, die mit Kunst vermutlich vorher nicht viel zu tun hatten. Anders allerdings, wenn der Mindener sie mit ihrer Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten in seinen Materialbildern neu zusammensetzt. Herauslugende Schraubenköpfe sind dabei mitunter nicht nur Deko: da wird geschraubt, zusammengenagelt und geklebt: »Hier gehen die Schrauben durch auf acht Millimeter Spanplatte«, erklärt er anhand eines Beispiels. Es sei schon mal ein Bild heruntergefallen: »Der Boden war kaputt - das Bild nicht«, schmunzelt er. Fündig wird Gerlhof oft auf Schrottplätzen, wobei: »Das Suchen ist äußerst selten. Wenn ich Material finde, sehe ich das Bild vor mir.«
Bei Elke Spliethoff wird die Affinität zum Maritimen unverkennbar deutlich: »Wenn ich verreise, sollte Wasser dabei sein«, erzählt sie. Strandgut, das scheinbare Chaos auf Fischerbooten und in Häfen fasziniert sie, sie entdeckt dort Objekte von besonderem Reiz. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Orte in England, Südfrankreich oder um die ostfriesischen Inseln geht. Von der Lemgoerin gibt es auch eine afrikanische Serie, entstanden durch Reisen nach Tansania. »Aber das Maritime ist doch ein Thema, was mich seit zehn bis zwölf Jahren begleitet, sei es in Ölbildern oder Zeichnungen.«
»Dieses Stück Holz habe ich vor etwa fünf Jahren beim Wandern im Fintlandsmoor, südlich von Oldenburg, gefunden«, erzählt Friedrich Rasper und deutet auf den Kopf des »Urtieres«, wie er eins seiner Objekt benannt hat, das erst in den vergangenen Wochen entstanden ist. Auf einmal sei der weiche Moorboden unter seinen Füßen nicht mehr weich gewesen. »Da habe ich mir einen Ast genommen und gegraben und das hier gefunden.« Kombiniert mit Industrieteilen, rostigen Bremsscheiben und Zahnrädern entstand das »Urtier« - mit einem leuchtend blauen Auge. Der 80-jährige Künstler zählt zu den unermüdlichen Sammlern, meist Dinge, die andere als wertlos betrachten würden. »Meine Garage und der Keller sind voll davon.« In der Ausstellung ist Rasper mit Objekten und Rostbildern vertreten.
Christiane Koum Kinge »findet« ihre Bildthemen dagegen in einer Zeit zwischen Schlafen und Wachen. Die Bilder erscheinen ihr plötzlich vor dem geistigen Auge, wobei unterschiedliche Situationen Auslöser sein können. Zentrales Thema ihrer Bilder ist die Königin der Nacht, nicht nur als Figur aus Mozarts »Zauberflöte«, sondern als eine matriarchalische Göttin in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen: als weise Frau oder Todesbotin, Herrscherin über die vier Elemente, über Leben und Tod.
Fotografien - allerdings nicht auf dem klassischen Wege in der Dunkelkammer entwickelt, stellt Daniel Kuhlmann aus. Die Industriefotos, Detailaufnahmen, des gebürtigen Bielefelders entstanden auf der Zeche Zollverein. Die Farbdias wurden im Rechner überarbeitet, auf Leinwand gedruckt und auf Keilrahmen gespannt. Sie sind eine Kombination aus schwarz-weiß und farbig. Die Farbe soll nach dem Willen von Kuhlmann dabei allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund treten.
Die Farbe sei das Hauptelement ihrer Bilder, sagt Irena Kyeck über ihre Arbeiten. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Wesen der Farbe sei die geistige und materielle Substanz, aus der sie ihre Bildsprache entwickele, so die gebürtige Lemgoerin, die im Rahmen der Vernissage am Sonntag auch die Arbeiten ihrer »Fachwerk«-Künstler-Kollegen vorstellte. »Durch den Verzicht auf Gegenständlichkeit halte ich Abstand zu der Welt der Dinge«, so Kyeck.
Der Kontrast zwischen den unterschiedlichen Stilen, zwischen Materialbildern, Fotografie, Objekten, Ölbildern oder Surrealistischem mache diese Ausstellung so spannend, so Kyeck - und das, ohne gegenseitig in Konkurrenz zu treten. Der Besuch der Ausstellung ist noch bis 13. November, samstags 11 bis 13 Uhr, sonntags 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung (0 57 41 / 29 89 40) möglich.

Artikel vom 18.10.2005