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Frau Luna und
die Magie aus dem All

Die innere Monduhr tickt täglich in jedem Menschen

Bielefeld (WB/lak). Gartenarbeit, Friseurtermine, Arztbesuche: Wer alltägliches Tun am Lauf des Erdtrabanten ausrichtet, lebt besser. Wissenschaftler halten diese Behauptung für Unsinn. Millionen von Menschen glauben trotzdem daran.

Dem Anblick des Mondes kann sich der Mensch nur schlecht entziehen. Die Naturgesetze sind in allen so tief verwurzelt, wenn auch unbewusst, dass beim Betrachten des Mondes auch der intellektuellste Mensch fasziniert ist. Sei es auch nur im Urlaub, wenn das Mondlicht die abendliche See oder den Strand in eine geheimnisvolle Aura einhüllt. Auch wenn wir es nicht gern eingestehen, der Mond wirkt in jedem, im Körper, in der Seele und in unserem Gefühlsleben. Jeder hat eine innere Monduhr. Bei einer Umfrage der GfK Marktforschung im Jahr 1999 bekannte sich jeder zehnte Deutsche zu der Aussage, der Stand des Mondes beeinflusse den Ausbruch und Verlauf von Erkrankungen. Besonders im Süden der Republik, so der Befund, seien solche Ansichten verbreitet. In den USA glauben sogar vier von fünf Psychologen sowie zwei Drittel aller Unfallärzte, der Mond wirke sich unmittelbar auf das menschliche Verhalten aus. Es gibt Aktienhändler, die beim Kauf und Verkauf ihrer Papiere zuerst den Erdtrabanten konsultieren. Nach dem Mond wird gesät, geerntet, Holz geschlagen; mit mystischer Kraft soll er sich auf die Fruchtbarkeit auswirken und die weibliche Menstruation takten. Auch die Häufigkeit von Autounfällen und Schlägereien, Selbstmorden und Geburten wähnen viele vom Mond regiert, wie Ebbe und Flut. Und einer Phase wird dabei stets besondere Kraft beigemessen: dem Vollmond, bei dem schon Jack the Ripper mordete. Bei dem die Liebe aufflammt. Bei dem Schlafwandler auf Dachfirste klettern.
Operationstermine sollte man möglichst immer in die Zeit des abnehmenden Mondes legen - so die Erfahrung der »Mondgläubigen«. Bei zunehmendem Mond besteht größere Gefahr der Narbenbildung und stärkerer Nachblutungen und Komplikationen. Notoperationen gehorchen natürlich anderen Gesetzen. Ärztliche Statistiken können es bestätigen: Alles, was vom Körper bei abnehmendem Mond entfernt wird, ist man endgültig los. Anders bei zunehmendem Mond: Alles mühsam Entfernte kann wieder nachwachsen, zum Beispiel Muttermale und Warzen.
Zunehmender Mond: Alles, was dem Körper zugeführt werden soll, was ihn aufbaut und stärkt, wirkt bei zunehmenden Mond doppelt gut. Je weiter der Mond zunimmt, desto ungünstiger verläuft manchmal die Heilung von Verletzungen und Operationen.
Vollmond: Auch in den wenigen Stunden des Vollmonds macht sich auf der Erde bei Mensch, Tier und Pflanze eine deutlich spürbare Kraft bemerkbar, wobei der Richtungswechsel der Mondimpulse von zunehmend zu abnehmend stärker empfunden wird als der Kraftwechsel bei Neumond. »Mondsüchtige« Menschen wandeln im Schlaf, Wunden bluten stärker als sonst, an diesem Tag gesammelte Heilkräuter entfalten größere Kräfte, jetzt beschnittene Bäume könnten absterben, Polizeireviere verstärken ihre Besatzung, weil sie regelmäßig mit einer Zunahme von Gewalttaten und Unfällen rechnen, Hebammen legen Sonderschichten ein.
Abnehmender Mond: Operationen gelingen besser als sonst, fast alle Hausarbeiten gehen leichter von der Hand, Wäsche wird schon bei geringen Waschmittelmengen sauber, selbst wer jetzt etwas mehr isst als sonst, nimmt nicht so schnell zu. Viele Arbeiten in Garten und Natur sind jetzt entweder begünstigt, etwa das Aussäen und Pflanzen von unterirdischem Gemüse, oder wirken sich eher ungünstig aus (etwa das Beschneiden von Obstbäumen).
Neumond: Wer bei Neumond einen Tag lang fastet, beugt vielen Krankheiten vor, weil die Entgiftungsbereitschaft des Körpers am höchsten ist. Will man »schlechte« Gewohnheiten über Bord werfen, ist dieser Tag als Startpunkt geeigneter als fast jeder andere Tag. Kranke Bäume können nach einem Rückschnitt an diesem Tag wieder gesunden.
Alles Humbug? Bislang wurde noch kein wissenschaftlicher Beleg für einen Zusammenhang zwischen Mond und Menschen gefunden. Den Glauben vieler Menschen an die geheimnisvollen Kräfte des Mondes wird das dennoch nicht erschüttern.

Artikel vom 21.10.2005