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Frischer Orgelwind
aus Skandinavien

Antrittskonzert von Christof Pülsch

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Mit einer frischen Brise aus Nord hat Christof Pülsch bei seinem Antrittskonzert in der Altstädter Nicolaikirche seinen Einstand gegeben. Der neue Kantor, der in den vergangenen vier Jahren in Schweden lebte und wirkte, empfahl sich an der Beckerath-Orgel mit hierzulande weitgehend unbekannten Kompositionen aus dem skandinavischen Raum.

Geht allein von der Repertoireerweiterung eine Bereicherung aus, so erfahren die Altstädter Orgelmusiken durch Christof Pülsch zweifelsohne eine neuerliche, künstlerische Aufwertung. Sein Spiel zeugt von Klasse und Qualität, von Charisma und Geschmack sowie von musikalischer Durchdringung und exzellenter technischer Grundausstattung. Und in der attraktiven Programmzusammenstellung konnte Pülsch sämtliche Register seiner hochstehenden Orgelkunst ziehen wie er auch das gesamte Klangspektrum des Instruments zu Wort kommen ließ.
Stilistische Merkmale seiner Kunst kann er in »Preludium och fuga« von Otto Olsson einbringen: pointierte Verspieltheit neben energischem Akkordzugriff, geschmackvoll abgemischte Farbkontraste, ausgefeilte Dynamik und rhythmische Impulskraft gaben dem spätromantischen Stück Gestalt und Profil.
Mit Klangfarben zeichnet Pülsch in Rune Lindstens »Visa från Säter« schwedisches Morgenrot und Abendstimmung nach. Mit klarer Trennschärfe geht's durch das Toccaten-Geflecht von Dietrich Buxtehude, der nach eigener Aussage Däne gewesen sein soll. Orchestrale Strahlkraft entfaltet Pülsch bei einer Toccata des isländischen Komponisten Jón Nordal. Akkord-Cluster und Reibungen wechseln mit rasanten und dennoch geschmeidigen Läufen und bieten Spieler und Orgel Gelegenheit zum großen Auftritt.
Nach zwei zarten Miniaturen von Emil Sjögren beendete Christof Pülsch mit einer opernhaft anmutenden Fantasie von Hermann Berens -Êein Deutscher, der nach Schweden auswanderte -Êeine inspirierende Orgelstunde, die höchsten musikalischen Genuss bescherte.

Artikel vom 17.10.2005