17.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentar
Grünen-Parteitag

Was von Jamaika übrig ist


Oldenburg war für die Grünen ein Neuanfang. Es war der Parteitag eins nach Joschka Fischer, und noch merkte man deutlich, dass der Übervater vom Podium, nicht aber aus den Köpfen der Delegierten verschwunden ist. Neben Fischer ist den Grünen mit der Bundestagswahl die letzte Regierungsverantwortung verloren gegangen. Fürs Erste heißt es zurück zu den Ursprüngen, Opposition pur ist gefragt.
Dass es dabei aber nicht bleiben muss, hat vor allem Parteichef Reinhard Bütikofer in seiner Rede klar gemacht. Wenn er davon spricht, dass man »einen Neustart für die Option Grün« brauche, kann das nichts anderes als eine Öffnung zur Union hin bedeuten. Die Grünen haben keine andere Wahl, wollen sie aus der strategischen Abhängigkeit von der SPD heraus.
Auch wenn man »heute der SPD näher als der CDU« ist, wie die neue Fraktionschefin Renate Künast zu Recht betont hat, wirken Bütikofers Worte wie das Ende eines Denkverbotes. Das ist das beachtliche Resultat, das die Sondierungsgespräche und alle Jamaika-Träume hinterlassen haben. Union und Grüne sehen sich nicht nur, sie schauen sich auch an. Fortsetzung ist garantiert, demnächst auf Länderebene.Ulrich Windolph

Artikel vom 17.10.2005