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Piazetta unterm »Glasschirm«

Neumarkt: Projektentwickler plant 16 000 Quadratmeter Handelsfläche

Von Burgit Hörttrich
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Zur Belebung des Neumarktes liegt ein neuer Vorschlag auf dem Tisch. Im Auftrag des Eigentümers eines Großteils der angrenzenden Immobilien, des Münchener H.F.S. Immobilienfonds Deutschland, schlägt die Firma Egenter & Czischka Projektentwicklung zusätzliche Einzelhandelsflächen vor. In der Bielefelder Bauverwaltung setzt man aber zunächst auf Abwarten.

Der Projektentwickler möchte das Amerikahaus für großzügigen Einzelhandel erweitern, so dass im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss 5000 Quadratmeter - zum Beispiel für einen Fachmarkt - entstünden. Ein großer Teil der jetzigen Neumarktfläche würde einbezogen. Bleiben würde eine »Piazetta« mit 2000 Quadratmetern, so das Unternehmen aus Nuthetal. Diese Piazetta würde rundum mit einer bis zu sechsstöckigen Bebauung - Büros und Wohnungen - eingefasst.
Als Zentrum des Quartiers, so die Vorstellungen der Planer, würde die Piazetta »mit einem Schirm aus Glas« gegen Schnee und Regen geschützt. Von dort aus würde eine Passage mit Fachgeschäften und Dienstleistern durch die Alte Post zur Ecke Friedrich-Ebert-/Herforder Straße geführt. Damit hätte der Neumarkt direkten Anschluss auch an die Innenstadt: Stadtbahnzugänge liegen in unmittelbarer Nachbarschaft der Alten Post. Die Projektentwickler: »Sogar ein direkter Zugang zur Neumarktpassage wäre technisch möglich - ein Anschluss zum nicht gebauten Stadtbahnausgang Friedrich- Ebert-Straße ist vorhanden.«
Zur Herforder Straße hin soll ebenfalls ein sechsgeschossiges Gebäude entstehen; Zugänge zum verkleinerten Neumarkt sollen von allen Himmelsrichtungen möglich sein. Zudem sei geplant, die vorhandene Tiefgarage zu erweitern und ein Parkdeck im ersten Obergeschoss der Neubebauung zu schaffen. Die Neubebauung soll insgesamt 50 000 zusätzliche Quadratmeter aufweisen. Allerdings werde die Verkaufsfläche inklusive des vorhandenen Bestandes auf 16 000 Quadratmeter beschränkt.
Die Bielefelder Bauverwaltung hegt Zweifel, ob die »Shopping-Center-Planung« innenstadtverträglich wäre und zu einer Wiederbelebung des Bereiches »als City-Erweiterungsgebiet« führen würde. Zudem glaubt man im Bauamt, die Sanierungsziele für das Quartier auch mit anderen Nutzungsschwerpunkten als dem Einkaufen erreichen zu können. Beispiel: Das Gelände könnte sich für den Bau eines so genannten Technischen Rathauses eignen.
Für ein solches Projekt sind allerdings auch noch andere Standort im Gespräch: das ehemalige Droop & Rein-Gelände an der Schildescher Straße, das Grundstück des ehemaligen Kesselbrinkbades und das Postareal an der Nahariyastraße.
In den Sitzungen von Bezirksvertretung Mitte (20. Oktober) und Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (25. Oktober) schlägt Gregor Moss als zuständiger Dezernent deshalb vor, den Antrag des Projektentwicklers erst einmal zurückzustellen, um »für den Standort Neumarkt alle Entwicklungsoptionen zu wahren«.

Artikel vom 15.10.2005