17.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zuma nutzt künstlerische Freiheit

Von Heesen vergleicht Traumtorschützen mit einem Pianisten

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Stadionsprecher Lothar Buttkus war derart aus dem Häuschen, dass sich seine Stimme beim Versuch, den Namen Sibusiso unfallfrei auszusprechen, mehrfach überschlug. Kein Wunder. Ein Tor wie das des Südafrikaners Zuma zum 3:0 gegen Berlin bekommt man in Bielefeld ja auch nicht jede Woche zu sehen.
Unhaltbar: Armine Sibusiso Zuma ließ sich von niemandem stoppen, auch nicht von Niko Kovac (links).

Auch Arminias Fans waren ob des Tores und der 70 Meter Anlauf, die der Schütze genommen hatte, total aus dem Häuschen. Nur Zuma selbst konnte die Aufregung um seinen Traumtreffer nicht richtig nachvollziehen. »Ich habe doch schon viele Tore wie dieses geschossen.« Ja, aber doch nicht für Arminia!
Damit war auch die Frage, welcher Treffer ihm besser gefalle - der gegen Berlin oder der, der ihn vor ein paar Jahren zum Torschützen des Jahres in Dänemark gemacht hatte - beantwortet. Damals hatte Zuma gegen Lokalrivale Brondby einen Fallrückzieher ins Netz gezaubert.
»Ich liebe es, Tore zu schießen. Auch der Treffer gegen Berlin war wichtig. Wir haben drei Punkte, darum bin ich glücklich«, sagte Zuma nach seinem verzückenden Sololauf, der allein hundertmal brasilianischer aussah als die gelb-weiß-blaue Seleçao-Kopie, die die Berliner am Leibe trugen und die sich Auswärtstrikot nennt.
Zuma, der Puma: 15 Meter vor der Mittellinie kam der Nationalspieler in Ballbesitz und machte sich mit riesigen Schritten auf den langen Weg in Richtung Südtribüne. Dahin also, wo man ihn mit offenen Armen empfangen würde, sollte er diesen Angriff erfolgreich zum Abschluss bringen.
Zuma hätte sogar abspielen können auf den gut postierten Marco Küntzel. Doch der Südafrikaner hatte einen derart guten Lauf, dass für den finalen Torschuss nur er in Frage kam. Also schüttelte er erst einen Herthaner nach dem anderen ab, bis er endlich Auge in Auge mit Berlins Torwart Christian Fiedler wie in einem Wildwest-Film zum Schuss ansetzte. Erst fiel das Tor - und dann fiel Fiedler. Zuma hatte auch dieses letzte Duell gewonnen.
Die kollektive Glückseligkeit gipfelte in Thomas von Heesens Kuss auf Zumas güldenes Haar. Das Tor inspirierte den Trainer zudem zu einer für einen Fußballlehrer wahrhaft ungewöhnlichen Aussage: »Zuma nur auf einer Seite des Spielfelds festnageln zu wollen wäre wie einem Pianisten die Hälfte der Tastatur wegzunehmen. Ihn muss man loslassen.« Übersetzt in die Fußballsprache heißt das: Zuma hat bewiesen, dass er nicht auf der rechten Außenbahn, sondern im offensiven Zentrum am wertvollsten ist. Er selbst sieht das ganz genau so: »Mit Isaac Boakye und mir läuft es im Angriff gut. Die Position des zweiten Stürmers ist meine Lieblingsposition.«

Artikel vom 17.10.2005