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»Arminia hat es vorgemacht«

Arne Friedrich nützen auch die Daumendrücker auf der Tribüne nichts

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Die Eltern Christel und Hans-Joachim, sein Bruder Sören, Lebensgefährtin Linn und einige Freunde aus der ostwestfälischen Heimat: Im ganzen Stadion verstreut saßen Menschen, die Arne Friedrich im Duell mit seinem Ex-Verein die Daumen drückten. Umsonst.
Der Schein des Auswärtstrikots trügt: Ganz und gar nicht brasilianisch spielten Arne Friedrich (l.) und die Hertha in Bielefeld auf. Franz-Xaver Wack trug klassisches Schieri-Schwarz. Fotos: Stefan Hörttrich

Berlin und sein Rechtsverteidiger verloren bei Arminia 0:3. »Bielefeld hat uns in Sachen Aggressivität und Einsatzbereitschaft etwas vorgemacht«, bilanzierte der Bad Oeynhausener.
In der 50 000-Einwohner Kurstadt im Kreis Minden wurde Friedrich 1979 geboren, fand über TuS Lohe, FC Bad Oeynhausen, SC Herford und FC Gütersloh den Weg zum SC Verl und von dort zur Arminia. Seit 2002 ist er für Hauptstadtklub Hertha am Ball, führt die alte Dame mittlerweile als Mannschaftsführer auf das Spielfeld.
Daran, dass Berlin viel zu wenig bot, um Bielefeld den Schneid abzukaufen, konnte aber auch der Nationalspieler nichts ändern. Zwar zählte Friedrich in einer herzblutarmen Hertha zu den Besseren, schloss sich aus seiner nach Spielschluss geäußerten Kritik aber auch nicht aus. »Wir standen während des ganzen Spiels viel zu weit weg von unseren Gegnern.«
Nein, überrascht sei er nicht gewesen darüber, dass die Gastgeber so angriffslustig zu Werke gingen wie noch nie zuvor in einem Heimspiel dieser Saison. »Es war klar, dass sie aggressiv spielen würden. Das hatten sie ja schon über die Zeitungen angekündigt. Leider ist das bei uns nicht angekommen. Deshalb haben die Bielefelder gewonnen.«
Auf Position sieben sind die Berliner durch die unerwartete Niederlage zurückgefallen. Ein Tabellenplatz, der den hohen Ansprüchen dieses Vereins, der schon seit Jahren mehr sein möchte als er ist, natürlich nicht genügt. Erst recht nicht denen von Manager Dieter Hoeneß und Trainer Falko Götz. Dennoch bemühte sich der smarte Götz, gute Miene zum schwachen Spiel zu machen: »Die Leidenschaft der Bielefelder hat gewonnen. Wir haben ein schlechtes Spiel gemacht, aber es gibt noch eine Menge Punkte zu holen.«
Ob es allerdings für die hehren Ziele, von den die mitgereisten Fans im Gästezimmer SchücoArena sangen, reicht, muss nach der dürftigen Darbietung angezweifelt werden. »Wir hol'n die Meisterschaft - und den Europacup - und den Pokaaaaal« - selbst nach dem zweiten Gegentor war den Hertha-Fans der Humor nicht vergangen.
Den Spielern dagegen schon. Torwart Christian Fiedler kassierte nach dem 0:3 bei den Bayern zum zweiten Mal in dieser Saison drei Gegentreffer. Über die mangelhafte Chancenverwertung seiner Vorderleute sagte er: »Wir hätten noch mal 90 Minuten dranhängen können und trotzdem kein Tor gemacht.« Allen voran Stürmer Marko Pantelic (drei Großchancen), den die DSC-Deckung nie richtig in den Griff bekam, und Marcelinho, der sich mit ein paar gefährlichen Standards ein Alibi für eine ansonsten mäßige Leistung verschaffte, mussten sich Kritik gefallen lassen.
Berlins U21-Nationalspieler Malik Fathi gab zu, dass seine Mitspieler und er »nicht den Biss gezeigt« hätten, der nötig gewesen wäre, um in Bielefeld zu punkten und ergänzte: »Wir sind eben noch keine echte Spitzenmannschaft.«
Fathi stand nach der Partie gleich in doppelter Hinsicht mit leeren Händen da. Kein Punkt für Hertha, und dann klappte nicht mal der Leibchentausch mit Gegenspieler Westermann. »Heiko, ich habe dir mein Trikot in die Kabine gelegt. Deins habe ich leider nicht bekommen. Trotzdem Glückwunsch zu deinem Tor«, grüßte der faire Verlierer Fathi den Arminen zum Abschied.

Artikel vom 17.10.2005