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Kirche muss mehr sparen

Gemeindeverband: Pfarrer sollen Prioritäten setzen

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Viele der 776 Kirchengemeinde im Erzbistum Paderborn stecken in Finanzschwierigkeiten. Trotzdem sollen sie zukünftig den Gürtel noch enger schnallen.
Detlef Müller fordert ein Umdenken in den Gemeinden.Foto: Hartmann

»Die Situation wird sich nicht verbessern, das Geld wird mit Sicherheit weniger«, warnt Detlef Müller (39), Geschäftsführer des Gemeindeverbandes Katholischer Kirchengemeinden im Hochstift Paderborn. Die Kirchensteuereinnahmen im Erzbistum seien in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent oder 50 Millionen Euro gesunken und weiter rückläufig. 2050, lautet die Prognose, werde das Bistum statt der zurzeit 1,7 Millionen nur noch 950 000 Katholiken haben. Die Schlüsselzuweisungen, die Zuschüsse des Generalvikariats an die Gemeinden, seien erstmals eingefroren worden und würden in den nächsten drei Jahren um zehn Prozent gesenkt. Eine Gemeinde von 3000 Seelen, die heute zur Bezahlung von Küster, Organist, Sekretärin, Reinigungskräften, Kerzen, Blumen, Energie und anderer Kosten noch 72 000 Euro zur Verfügung habe, müsse in zwei Jahren mit 60 000 Euro auskommen. Da werde mancher Pfarrer Kündigungen aussprechen müssen.
Gebühren für Taufen, Trauungen oder Beerdigungen, wie sie in der Kirchengemeinde Schloß Neuhaus diskutiert werden, seien aber keine Lösung. Spenden könnten allenfalls auf freiwilliger Basis erfolgen. Müller sieht jedoch »noch eine Menge Sparpotenzial« und fordert die Pfarrer auf, stärker auf ehrenamtliche Dienste zu bauen. Es sieht den Priester als Seelsorger, Motivator und Kostenmanager. Es müsse in den Gemeinden ein Umdenkungsprozess reifen. »Wenn der Pfarrer an jedem Treffen der Katholischen Frauengemeinschaft teilnimmt, kann er sich in der Zeit um nichts anderes kümmern.« Es gelte, Prioritäten zu setzen, ohne das pastorale Ziel aus den Augen zu verlieren: »Kinder- und Jugendarbeit ist für die Zukunft wichtiger als Senioren- oder Frauenarbeit«.
Der Gemeindeverband ist Beratungsstelle, aber kein Kontrollorgan der 182 katholischen Kirchengemeinden mit 2400 Mitarbeitern (ohne Priester) in den Kreisen Paderborn und Höxter, dem sogenannten Hochstift. Er kümmert sich um Buchführung und erstellt Haushaltspläne.

Artikel vom 15.10.2005