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Müller fährt im Landeskader

Fahrsportler startete beim Reit- und Springturnier in der Dressur

Von Wolfgang Sprentzel
Hüllhorst-Oberbauerschaft (WB). Als am Samstagnachmittag Hallensprecherin Laura Claus ansagte: »Als nächsten Starter sehen wir Friedrich-Wilhelm Müller vom RV Herzog Wittekind Oberbauerschaft mit Campino,« staunten einige Zuschauer nicht schlecht. FriWi? Der fährt doch sonst?

Tatsächlich aber startete der 36-jährige Vermessungsingenieur an diesem Tag in der Dressur. »Im Fahrsport ist Pause, es war schönes Wetter. Warum sollte ich da auf unserem eigenen Turnier nicht mal wieder Dressur reiten?« Na gut, die Note, die die gestrengen Richter Heide Schröder und Fritz Gödecke vergaben, war mit 6,2 nicht gerade berauschend, »aber das kann man wohl von einem Fahrpferd auch nicht unbedingt erwarten.« schmunzelte Müller. Im Fahrsport brauche das Pferd eben eine ganz andere Balance als im Dressursport. Und entschuldigend lächelnd fügte er hinzu: »Aber Campino hat sogar einen fliegenden Wechsel gezeigt - nur dass die Richter den eben erst in einer L-Lektion sehen wollen. Und nicht in A.«
Für Müller sind Starts in Dressur oder Springen mit seinen Fahrpferden eigentlich nichts Außergewöhnliches. »Mit jungen Pferden geht's in erster Linie darum, Erfahrungen für die Tiere zu sammeln. Die können sich an Wettkampfatmosphäre gewöhnen. Und so nach drei oder vier Turnieren « lautet seine Erfahrung, »sind die schon wesentlich ruhiger und ausgeglichener.«
Er muss es wissen. Denn schon seit rund 20 Jahren betreibt er den Fahrsport. Angefangen hat alles, als er noch 16 war. Da hatte er ein Pony und bastelte sich selbst eine eigene Kutsche zusammen. Vater Müller missfiel das seltsame Gefährt, und eines Tages kam er mit einer richtigen kleinen Kutsche an. Der junge FriWi war von da ab nicht mehr zu bremsen, fuhr täglich damit. Das sah der Nachbar, ebenfalls ein Fahr-Begeisterter und lud den Pennäler ein, doch bei ihm mitzufahren. »Bei Hochzeiten und Schützenfesten war ich immer dabei,« erinnert sich der 36-Jährige.
Als dann der damalige Reitlehrer Jürgen Hemlmert eine Fahrabteilung innerhalb des RV Herzog Wittekind aufmachte, folgten die ersten Turnierstarts. Mit 20 Jahren habe er die ersten Leinen selbst in der Hand gehalten. Gleichzeit ritt er Springen bis L. Und als ein junges Pferd mal nicht »an Gang« kam, partout nicht springen wollte, wurde es kurzerhand vor die Kutsche gespannt und es ging auf Turniere.
Das Studium unterbrach die Fahr-Karriere. Doch 1995 griff er wieder an. Mit seinem »Fürst-Fuzzy« kam er groß raus - und wär noch größer herausgekommen, wenn der in der Dressur besser gegangen wäre. »Doch das«, so Müller, »war eben nicht sein Ding. Im Gelände- und im Hindernisfahren war er dafür fast nicht zu schlagen. A- und L-Prüfungen wurden in Reihe gewonnen, der erste M-Start folgte. Aber es folgte ab 1998 auch eine weitere Pause.
Im Jahr 2000 bekam Müller seinen »Campino«. Der damals vierjährige Holsteiner-Wallach wurde ausgebildet und 2001 erstmals im Turniersport eingesetzt. 2003 ging er die ersten M-Prüfungen, 2004 wurden dann schon die ersten M-Prüfungen gewonnen. Sein größter Erfolg im vergangenen Jahr war dann der dritte Platz beim NRW-Championat, der ihm mit den zahlreichen Erfolgen in diesem Jahr letztlich einen Platz im Landeskader des Provinzial-Verbandes Westfälischer Reit- und Fahrvereine bescherte.
Und im Jahr 2006? Da schwebt dem Oberbauerschafter die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Süddeutschland sowie die Teilnahme an einem der insgesamt sechs in Deutschland stattfindenden Internationalen Turniere (S-Niveau) in Dillenburg vor. Müller: »Die haben ein echt schweres Gelände - vielleicht ein Vorteil für uns!«

Artikel vom 17.10.2005