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Aus Wunschtraum wird Albtraum

Regionalliga-West: TuS Nettelstedts Frauen unterliegen dem Neusser HV mit 21:28

Von Wolfgang Sprentzel
Nettelstedt (WB). Rund 150 Zuschauer auf der Tribüne der Sporthalle in Nettelstedt. Zwei Top-Teams auf der Platte. Gute Atmosphäre. Eigentlich alles da für einen Triumph-Abend. Doch am Ende jubelte der Gast. Die Frauen des TuS Nettelstedt unterlagen dem Neusser HV im Spitzenspiel der Handball-Regionalliga mit 21:28 (10:17).

Wer hat das nicht schon einmal erlebt? Alles läuft glänzend, die erfolgreichen bewältigten Dinge des Tages beschäftigen einen bis in den Schlaf hinein. Man beginnt zu träumen, erst ist alles prima, dann schleichen sich negative Kleinigkeiten ein, die bösen Sachen häufen sich, schließlich wird der schöne Traum zum Albtraum, aus dem man Schweiß gebadet wieder aufwacht. Ähnlich dürfte es jetzt TuS-Frauen-Trainer Thorsten »Jerry« Meyer gegangen sein. Denn 8:0-Punkte holten seine Damen aus den ersten vier Begegnungen, während der Woche vervollständigte sich das Team durch den Zugang von Janine Böhmer auf zwölf Spielerinnen. »Jerry« hatte vor der Partie gegen den Neusser HV den Wunschtaum alleiniger Spitzenreiter zu werden. Und er durfte sogar zu Beginn der Begegnung weiter träumen. Denn mit 2:0 und 3:1 gingen seine Schützlinge in Führung. Doch dann schlichen sich besagte Kleinigkeiten ein. Fehlwürfe, Fehlabgaben. Die Gäste glichen aus.
Doch noch hielt der Traum dank Köhler-Korandovas Strafwurf zum 4:3. Jetzt aber erschienen die ersten Schweißtropfen auf der Stirn des Trainers. 4:4, 4:5, 4:6 und 4:7. Der Wunschtraum glitt ab, wurde nach dem 5:7 und 6:9 mehr und mehr zum Albtraum. Weil sich die Fehlerquote der TuS-Frauen weiter erhöhte, während die Gäste eindeutig das Spielgeschehen erstens mit ihrer bärenstarken Abwehr mit der unscheinbaren, gleichwohl immer an der richtigen Stelle auftauchenden Torhüterin Rebecca Titze, zweitens mit ihrer wesentlich größeren Dynamik im Angriff, drittens mit ihrer eindeutig besseren Spielanlage, viertens mit ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit und fünftens mit ihrer weitaus besseren Torausbeute klar bestimmten.
Das sah auch der engagierte Coach des TuS Nettelstedt so. Meyer: »Da gibt's nichts dran zu deuteln. Der Neusser HV war genau in diesen Punkten eindeutig besser als wir. Da habe ich kein Problem damit, das auch zuzugeben. Und ich habe auch meinem Kontrahenten Jörg Hermes zum hochverdienten Sieg gratuliert. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Neusser HV am Ende ein gewichtiges Wörtchen um den Titel mitreden wird.«
Und schon zum Seitenwechsel war ihm und den zahlreichen Experten auf der Tribüne - unter anderem der frühere Nettelstedter Nationalspieler Harry Keller - klar, dass sich diese Partie wohl kaum drehen lassen würde. Zu deutlich war die Überlegenheit und vor allem auch der Siegeswille der Gäste, der besonders deutlich in den letzten sieben Sekunden zutage trat. Denn gerade hatte der TuS seinen Angriff nicht erfolgreich abschließen können, da machte sich die überragende Barbara Ritzenhoff mit dem Ball an der Hand vom eigenen Wurfkreis weg auf in Richtung TuS-Tor. Keiner stellte sich ihr in den Weg. erst kurz vor dem Torwurf - und da passte sie das Leder nach Rechtsaußen auf Melanie Rückert, die wieder einmal verwandelte. Zum 10:17-Pausenstand.
Hoffnungen kamen beim TuS auf, als Kerstin Zillmer im Tor (sie hatte im ersten Durchgang kaum Möglichkeit, sich auszuzeichnen, fast alle Tore fielen »frei durch«) endlich einmal ein paar Bälle zu halten bekam. Auf 12:17, 13:18 und 14:19 kam der TuS heran - doch auf mehr als diese fünf Tore schmolz der Vorsprung der Gäste nie. Über 18:25, 19:27 blieben beim 21:28 die Uhren stehen.
Am kommenden Wochenende haben die Frauen des TuS Gelegenheit, die Scharte wieder auszuwetzen. Am Sonntag geht's ins Oberbergische zum Tabellenvorletzten TV Strombach. Da sind zwei Punkte Pflicht.

Artikel vom 17.10.2005