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Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

In kleinen Schritten


Allmählich verliert man den Überblick. Kaum ein Monat, in dem nicht neue Ideen für städtebauliche Projekte geboren werden. Technisches Rathaus oder »Soccer-Paradies« als Ergänzung zum Neuen Bahnhofsviertel, Stadthallen-Erweiterung mit einem Hotel und wiederum einem Dienstleistungszentrum auf dem Postgelände zwischen Herforder Straße und Bahnlinie, und immer wieder der Neumarkt.
Ehrgeizig sind die Pläne allesamt. Ob sie verwirklicht werden können, steht aber dahin.
Der Neumarkt mit dem zum großen Teil leer stehenden Amerikahaus ist wahrlich kein Glanzstück der Innenstadt. Vor etlichen Jahren sind die Weichen falsch gestellt worden. Nun zu reparieren, fällt nicht leicht.
Für sich gesehen, besticht der jüngste Projekt-Vorschlag: Großflächiger Einzelhandel und Fachgeschäfte, eine Piazetta mit einem gläsernen Schirm, über die alte Hauptpost Anbindung zur City.
Nur: Wieviel zusätzliche Einzelhandelsfläche verträgt Bielefeld? Seit Jahren sind die Umsätze der Geschäfte rückläufig. Mancher Händler musste schon das Handtuch werfen. Wenn nun neue Konkurrenz in großem Stil geschaffen wird, verschärft sich die Situation für die bestehenden Geschäfte - und die neuen Läden werden es gewiss auch nicht einfach haben.
Die Bauverwaltung bewertet die Neumarkt-Vorschläge sehr zurückhaltend. Das lässt sich nachvollziehen. Geschieht aber gar nichts, droht das Quartier weiter abzugleiten.
Vielleicht lohnt es eher, in kleinen Schritten vorzugehen. Auch so gelangt man ans Ziel. Und vermeidet die Gefahr, dass aus einem vermeintlich »großen Wurf« letztendlich doch nur ein Luftschloss wird.
Wenn die Politik in Bielefeld wieder in Gang kommt - es wird im übrigen höchste Zeit - dann sollte der Stadtentwicklung die gleich hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden wie der notwendigen Haushaltskonsolidierung. Denn ihre Stadt erleben die Bürger täglich.

Artikel vom 15.10.2005