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»Teutotaler« die
neue Währung

Verein Momo sagt Zinsen Kampf an

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Der Euro soll in Bielefeld nicht länger einziges offizielles Zahlungsmittel sein. Der »Teutotaler« könnte als Komplementär-Währung den regionalen Wirtschaftskreislauf auf sozial verträgliche Weise unterstützen.

Jedenfalls nach Meinung des Vereins Momo, der sich Anfang des Jahres gegründet hat. Unter dem Titel »Regio-Geld für Bielefeld« lädt er Freitag, 4. und Samstag, 5. November, zu einer Tagung in das Ravensberger Seniorenzentrum ein. Prof. Dr. Margrit Kennedy aus Steyerberg und Prof. Dr. Wolfgang Berger aus Karlsruhe sprechen im Gutenbergsaal an der Ravensberger Straße 10a über die »alternative Geldwirtschaft«.
Der Euro und das herrschende Zinssystem führten zwangsläufig zur Inflation (Geldentwertung). »Unsere Währung bleibt dagegen stabil«, preist Susanne Kalkowski die Vorzüge des Systems, das neben dem »Rheingold« auch im »Chiemgauer« bereits ein seit zehn Jahren existierendes Vorbild hat. Die 35-jährige Erwachsenenbildnerin gehört seit Juni dem Verein »Momo« an, dessen Ziele von Anthroposophen wie Christen unterstützt wird.
Zinsen zu verlangen sei nicht nur in der Bibel verpönt, meinte Kalkowski gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Gleichwohl stellt nicht von Ungefähr die Freie Christengemeinschaft Schildesche den »Momoisten« ihre Räume an der Westerfeldstraße 46 zur Verfügung. Pfarrer Dr. Hans-Bernd Neumann ist zugleich Vorsitzender des Vereins.
Mit etwas Anderem als dem Euro bezahlen - geht das überhaupt? Macht der Staat da mit? Und was sagen die Banken und die Polizei? Alle diese Fragen sollen bei der Tagung in Bielefeld grundlegend erörtert werden. Fest steht: »Bis jetzt hat noch niemand versucht, Münzen zu prägen. Ohnehin laufe die Initiative eher auf ein Gutschein-System hinaus, bei dem das Geld schneller in Umlauf gehalten werde, heißt es. »Mit dem Vorteil, dass das Kilo Äpfel bei dem, der mitmacht, in fünf Jahren noch genauso viel kostet wie heute«, sagt Kalkowski. Wobei nicht nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrem Urteil zu widerlegen wäre, die da behauptet, dass das Ganze »die positive Fassung der Gruselgeschichten über uneingelöste Schuldbriefe« ist, »die ihren Besitzern nur Verderben bringt«. Anmeldungen zur Tagung werden unter Tel. 0521-9825348 entgegengenommen.

Artikel vom 15.10.2005