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Keine Angst vor Enthüllungen

Für den Zweitligisten SC Paderborn 07 ist der Wettskandal Vergangenheit

Paderborn (WB/MR). Nein, Angst vor neuen Enthüllungen während der 18 Prozesstage im Berliner Landgericht hat der SC Paderborn 07 nicht. »Für uns ist der Wettskandal erledigt«, ist Geschäftsführer Michael Born überzeugt. Auch Präsident Wilfried Finke sieht dem Verfahren in Moabit gelassen entgegen: »Das Thema Hoyzer ist für uns jetzt wirklich Vergangenheit.«

Ein Hinweis des Spielerberaters René Deffke veränderte am 29. Januar 2005 die heile, kleine Welt beim damaligen Drittligisten. Dem Ex-Profi hatten mit Daniel Cartus und Alessandro Da Silva (heute SV Waldhof Mannheim) zwei seiner Klienten anvertraut, nach dem gewonnenen DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV (4:2) 500 Euro Siegprämie bekommen zu haben. Der Verein reagierte damals umgehend und beorderte fast den kompletten Kader ins Büro von Präsident Wilfried Finke. Thijs Waterink gab schließlich zu, am 21. August 2004 10 000 Euro von einem unbekannten Dritten angenommen und tags drauf innerhalb der Mannschaft aufgeteilt zu haben.
Der DFB-Pokal hatte plötzlich tatsächlich seine eigenen Gesetze. Mit dem Geständnis wurde eine Lawine losgetreten, die Affäre weitete sich zum größten Schiedsrichterskandal im deutschen Berufsfußball aus und wurde zeitweise zu einem Kriminalstück mit Hausdurchsuchungen, Verhören und neuen Verdächtigungen. Die »Bild« schrieb mit Alexander Löbe und Georgi Donkov noch zwei weitere Spieler in den Wettskandal, Finke selbst versuchte in einer Pressekonferenz auch den Hamburger SV in den Betrugsfall mit hineinzuziehen. »Um eine Wette sicher zu machen. brauche ich im Grunde alle drei Parteien«, sagte er damals vor laufenden TV-Kameras.
Heute, neun Monate nach der Aufdeckung des Manipulations-Skandals, ist für den Klub-Boss die leidige Geschichte längst abgeschlossen. Es gäbe ja auch keine Verfehlungen des Vereins, nur die eines Schiedsrichters und eines Spielers. Born ist sogar fest davon überzeugt, dass der SC Paderborn maßgeblich zur Aufklärung des Skandals beigetragen habe.
Das mag intern vielleicht stimmen, das gesamte Ausmaß machte der Verein aber nicht publik. So wurde erst durch die Anklageschrift der ermittelnden Staatsanwaltschaft Berlin öffentlich, dass auch bei Paderborns Regionalligasieg auf Schalke (5. Juni 2004, ebenfalls 4:2) eine Siegprämie gezahlt worden ist. Damals kassierte ein gewisser Andreas Zimmermann, bis 30. Juni 2004 als Spieler beim SCP unter Vertrag, 20 000 Euro und verteilte anschließend die Hälfte an die Mannschaftskollegen.
Aktuell macht der SC Paderborn 07 nur noch sportlich Schlagzeilen. Neuer Trainer, eine fast komplett neue Mannschaft und im nächsten Jahr auch ein neues Stadion - nicht mehr viel erinnert bald an eines der dunkelsten Kapitel der Vereinsgeschichte. Das wird sich aber schnell ändern, wenn es auch in der 2. Liga den ersten zweifelhaften Strafstoß für den SCP gibt. Denn Kapitän René Müller, einer von nur noch drei Paderborner »Pokal-Helden«, die am Freitag in der Allianz Arena aufliefen, weiß: »Hoyzer haftet noch wie ein Makel am Team.«

Artikel vom 18.10.2005