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»Hinter unserer Fleischtheke steht ein Meister«

Bei Minipreis sind günstige Preise gelb -ÊUnternehmen der Klingenthal-Familie investiert in zwei neue Märkte

Von Bernhard Hertlein
Altenbeken (WB). »Wer bei uns einkauft, braucht nicht mehr zum Discounter zu gehen«, sagt Friedrich Klingenthal.
Ob die Neueröffnung wohl zum geplanten Termin stattfinden kann?
Eigentlich sind wir hier in Altenbeken doch noch ganz gut im Zeitplan.
Optimistisch wie immer: »Minipreis«-Chef Friedrich Klingenthal.

Der geschäftsführende Gesellschafter der Supermarkt-Kette »Minipreis« freut sich über die gelungene Einführung der »Gelb-ist-günstig«-Artikel im vergangenen August.
Schon jetzt erfasst das Sortiment 500 Produkte des täglichen Bedarfs; weitere 100 sollen noch dazukommen. Von ihnen sagt Klingenthal, dass die Preise exakt auf das Niveau von Aldi, Lidl und anderer Discounter abgesenkt wurden. Die »Gelb-ist-günstig«-Angebote haben die vorherigen »Dauerminipreise« abgelöst.
Doch anders als die Konkurrenz der Discounter bietet Minipreis nicht »nur« günstige Preise, sondern auch Frische und Vielfalt. »Allein unser Sortiment an Molkerei- und Käseprodukten umfasst bereits 1200 Artikel«, erläutert Prokurist Horst Neiß. Das ist mehr als ein Discounter normalerweise an ganzen Produkten in seinem Programm hat. Insgesamt bietet Minipreis 25 000 Artikel an -Ê»das ist das Zwanzigfache eines Discounters«, sagt Neiß.
Als Familienunternehmen in der fünften Generation ist Minipreis eng mit der Region im Süden Ostwestfalens verbunden. Die meisten Supermärkte befinden sich im Umkreis von 32 Kilometer um Salzkotten. Am dortigen Firmensitz befindet sich außer der für ein Familienunternehmen typischen schlanken Verwaltung auch das eigene Fleischwerk und ein Fruchthof mit zusammen 35 Beschäftigten.
»Wir legen Wert darauf, die Logistik noch in der eigenen Hand zu haben«, sagt Neiß. Dies schließt sogar einen kleinen Fuhrpark mit zwölf Lkw ein.
Die Wurzeln der heutigen Klingenthal-Gruppe, zu der neben den Minipreis-Märkten und dem Südring-Einkaufszentrum in Paderborn auch mehrere Textil-Modehäuser in Herford, Paderborn, Gütersloh und Salzkotten gehören, reichen bis in in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Damals gründete ein Friedrich Klingenthal in Erwitte eine Blaudruckerei. In der nächsten Generation folgten bereits der Umzug nach Salzkotten und der Einstieg ins Einzelhandelsgeschäft. Der erste Minipreis-Markt wurde 1961 eröffnet und hieß anfangs noch »Fundgrube«.
Heute entfallen vom Gesamtumsatz der Klingenthal-Gruppe in Höhe von 250 Millionen Euro 175 Millionen auf die Minipreis-Märkte.
Die Gruppe zählt 2200 Beschäftigte; davon arbeiten 1200 bei Minipreis. Die Zahl von 46 Auszubildenden zeigt, dass das Familienunternehmen großen Wert auf qualifiziertes Fachpersonal legt. Neiß: »Hinter unserer Fleischtheke steht noch ein echter, in Deutschland ausgebildeter Metzger.«
Die eigene Verkaufsfläche umfasst 56 000 Quadratmeter. Dazu kommen noch die Räume, die in den größeren »Shopping Centern« etwa an Bäcker, Apotheker, Friseure, Textilreiniger, Lotto-Annahmestellen oder die Deutsche Post vermietet sind. Ein normaler Minipreis-Markt hat eine Verkaufsfläche von 1500 bis 2000, ein Shopping-Center von 3500 bis 4000 Quadratmetern.
Es ist ein Vorzug von Familienunternehmen, dass sie auch in Krisenzeiten für die Zukunft planen und entsprechend investieren. Im kommenden November wird Klingenthal den 38. Minipreis-Markt im Altenbekener Ortsteil Buke eröffnen. Der 39., ein großes Shopping-Center, wird im Herbst nächsten Jahres in Verl (Kreis Gütersloh) folgen. Insgesamt investiert Klingenthal elf Millionen Euro in die beiden Märkte. Zugleich schafft er 70 bis 80 neue Arbeitsplätze.
Zum Erfolgskonzept von Minipreis gehört, dass alle Märkte in einem überschaubaren Raum angesiedelt sind. Kleine Ausnahmen von der Regel sind zwei Märkte in Hessen (Hofgeismar und Bad Hersfeld) sowie drei in Thüringen (Neuhaus am Rennsteigweg, Bad Salzungen und Zella-Mehlis). Letztere entstanden aus einem Engagement zu Beginn der deutschen Einheit, und sie schreiben -Ênach einer längeren Durststrecke -Êinzwischen schwarze Zahlen.
Die Investitionskraft des Familienunternehmens fußt auf einer überdurchschnittlichen Rendite. Die Brüder Ferdinand und Friedrich Klingenthal teilen sich die Gesellschaftsanteile. Dabei trägt Ferdinand, ehrenamtlich Präsident des Einzelhandelsverbandes in Ostwestfalen-Lippe und Vorsitzender des Diözesanverbandes Paderborn im Bund katholischer Unternehmer, die operative Verantwortung für WTG und die Textilhäuser und Friedrich Klingenthal für die »Minipreis«-Märkte und das Südring-Einkaufscenter.
www.minipreis.de

Artikel vom 15.10.2005