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Bezirksvorsteher Ferdinand Stöppel (r.) und seine Stellvertreterin Karin Schrader forderten die Bürger auf, für ihr Bezirksamt zu kämpfen.

»Die Senner proben den Aufstand«

Massiver Protest und blaue Luftballons gegen die geplante Schließung des Bezirksamtes

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). »Senne steht still« - so lautete das Motto. Allerdings: Von »Stillstehen« war am gestrigen Freitag auf dem neuen Senner Marktplatz nichts zu spüren.

Dort trafen sich vielmehr rund 500 Bürger, Politiker (fast) aller Parteien, Geschäftsleute, Vertreter von Vereinen und auch der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Senne, um an der Protestveranstaltung mitzuwirken.
Das drohende Aus »ihres« Bezirksamtes hat die Menschen aktiv werden lassen. Sie forderten Oberbürgermeister Eberhard David schriftlich auf, das Amt nicht zu schließen. Der von der »Senner Gemeinschaft« initiierte Protest hätte auch unter dem (literarischen) Motto stehen können: »Die Senner proben den Aufstand«.
Denn sowohl die Politik als auch die Geschäftsleute zeigten (blaue) Flagge und ließen Senne »still stehen« - 33 Minuten lang. Von 10.50 Uhr bis 11.23 Uhr hatten die meisten Läden in der Ortsmitte geschlossen. Oder das Licht war auf »Feierabend« heruntergefahren und mit Lautsprecherdurchsagen wurde auf den Bürgerprotest aufmerksam gemacht.
Bereits im Vorfeld hatte die »Senner Gemeinschaft« 1 556 Unterschriften gegen die Bezirksamtsschließung gesammelt und Oberbürgermeister Eberhard David zukommen lassen. Bei der Veranstaltung auf dem Marktplatz war auch die Politik mit im Boot. Denn am kommenden Dienstag, 18. Oktober, soll im Finanzausschuss über die »Gemeinsamen Leitlinien von Ratsfraktion und Verwaltung für den Haushalt 2006 und die Finanzplanung bis 2010« abgestimmt werden. Diese sehen auch den Verzicht auf das Bezirksamt Senne vor.
Bezirksvorsteher Ferdinand Stöppel (CDU) hatte an diesem Vorhaben bereits heftige Kritik geübt - und übte sie gestern erneut öffentlich. Als Senne vor eineinhalb Jahren eine komplett neue Amtsleitung bekommen habe, habe man darauf vertraut und geglaubt, dass das Bezirksamt bleibe. Jetzt solle es jedoch wegen eines genehmigungsfähigen Haushaltes geschlossen werden. Stöppel: »Die Frage, wie das gehen soll, ist nicht beantwortet. Und es gibt viele weitere Fragen, die unbeantwortet sind, aber konkret das Bezirksamt Senne betreffen.«
Als Beispiele nannte Stöppel die Bereiche Kulturkreis, Sennefest, Ferienspiele, Senner Gemeinschaft, VHS-Kurse und Städtepartnerschaft Senne-Concarneau. »Wer und wie diese Aufgaben erledigt werden sollen, die die Mitarbeiter in Senne übernehmen, darauf gibt es keine Antworten.«
Gleichzeitig appellierte Stöppel an die Bürger, wie vor ihm schon die beiden Vorsitzenden der Senner Gemeinschaft, Ilja Meyer-Molnar und Fritz Kosten, »so lange weiterzukämpfen, bis wir unser Ziel erreicht haben.«
An die Ratsmitglieder gewandt, sagte der Bezirksvorsteher: »Verschieben Sie im Finanzausschuss den Punkt Schließung des Bezirksamtes Senne und gehen Sie - wie es demokratischer Brauch ist - zunächst in den betroffenen Bezirk. Erkundigen Sie sich, was hier im Bezirksamt geleistet wird.«
Zum Abschluss der Aktion und als sichtbares Zeichen ihres Widerstandes, ließen die Bürger blaue Luftballons aufsteigen. »Die fliegen sogar in die richtige Richtung«, stellte Bezirksvorsteher Stöppel fest. Die blauen Ballons trieben tatsächlich über den Teuto - in Richtung Rathaus!

Artikel vom 15.10.2005