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Die Torminatoren
schießen Bremen
an die Spitze

Klose trifft gegen Nürnberg dreifach

Bremen (dpa). Sechs Mal schrie das Bremer Publikum auf und feierte das halbe Dutzend Tore seiner so trefflichen »Lieblinge«. Doch am ausgelassensten und lautesten war der Jubel im Weserstadion erst einige Minuten nach Spielschluss.

Als der Stadionsprecher den späten Ausgleich der Schalker gegen Bayern München veröffentlichte, gab es kein Halten mehr. Die Fans rissen die Fäuste hoch, fielen sich in die Arme und feierten enthusiastisch die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga - fast so wild wie vor anderthalb Jahren den Meistertitel.
Mit geballter Offensivkraft hat sich Werder Bremen an die Spitze geschossen. Die Tormaschine der Liga überrollte den 1. FC Nürnberg mit 6:2 (3:1) und nutzte die Patzer des FC Bayern München und des Hamburger SV zum Sturm auf Platz eins. »Es sind Ergebnisse dabei, mit denen wir nicht unzufrieden sind«, kommentierte Werder-Trainer Thomas Schaaf gewohnt trocken und fügte in Anspielung auf die Tabelle an: »Wir packen uns das Papier ein, freuen uns - und dann geht es weiter.«
Der Coach warnte aus gutem Grund vor Euphorie, denn ihm waren die Probleme seines Teams in der Defensive nicht entgangen: »Es klingt blöd bei einem 6:2, aber wir waren nicht so gut.« Werders »Torminatoren« Miroslav Klose (2./34./39.) und Ivan Klasnic (65./85.) sowie Tim Borowski (80.) erhöhten die Zahl der Saisontreffer zwar auf 27, doch es hätten auch mehr als die zwei Gegentore von Stefan Kießling (16.) und Markus Schroth (57.) sein können.
Unwidersprochen konnte Schaafs Kollege Wolfgang Wolf kommentieren: »Das war ein komisches Spiel. Wir hatten sogar die Chance zum 3:3.« Allzu sorglos agierten die Bremer in vielen Szenen, und die Abwehr wackelte wieder einmal bedenklich. Auf der linken Seite, wo Christian Schulz erneut wenig souverän wirkte, waren die Bremer genauso anfällig wie rechts mit Patrick Owomoyela. Vor allem mit Blick auf das Champions-League-Spiel morgen in Udine müssen die Bremer deutlich zulegen.
Gefeierter Held des Spiels war Miroslav Klose. Mit stehenden Ovationen verabschiedete das Bremer Publikum den Stürmer bei der frühen Auswechslung. Nachdem er bei den Länderspielen wegen einer Grippe pausiert hatte, drehte er mächtig auf und wirbelte die Nürnberger Abwehr heftig durcheinander. Der 27 Jahre alte Stürmer war von der Innenverteidigung des »Club« nicht zu stoppen und schoss seine Saisontore Nummer acht, neun und zehn.
Die Nürnberger, die am Samstag Arminia Bielefeld erwarten, rutschten wieder auf einen Abstiegsrang. »Mit meiner jungen Abwehr hatten wir gegen diesen Sturm keine Chance«, fasste Wolf zusammen, versuchte aber auch positive Aspekte wie die vielen herausgespielten Chancen zu betonen: »Das 6:2 spiegelt unsere Leistung nicht wider.«

Artikel vom 17.10.2005