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Barockorgel bleibt stumm

Schwere Schäden durch Explosion am 19. September

Höxter (WB/fsp). Die wertvolle Barockorgel in der Kilianikirche Höxter wird durch die Folgen der Explosion am 19. September vorerst verstummen. Das Gutachten eines Orgelsachverständigen liegt jetzt vor, das Instrument ist demnach erheblich beschädigt worden. Das teilte Jost Schmithals, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Höxter, gestern mit.
Pfarrer Reinhard Schreiner am Spieltisch der beschädigten Orgel. Foto: Frank Spiegel

Im vergangenen Jahr konnte nach einem aufwändigen, siebenjährigen Sanierungsprojekt die schwer vom Bleifraß bedrohte Barockorgel in der Kilianikirche Höxter wieder in Dienst gestellt werden. Knapp 450 000 Euro hatte die Sanierung gekostet. Die Rettung des Instruments vor dem Zerfall war durch das enorme Engagement der Höxteraner Bevölkerung möglich geworden. 180 000 Euro waren hier an Spenden zusammengekommen.
Nach einer Untersuchung des Orgelsachverständigen der Westfälischen Landeskirche, Manfred Schwartz, steht nun fest, dass die Orgel durch Verschmutzung, klimatische Einflüsse und mechanische Belastung in vielerlei Hinsicht geschädigt wurde. »Sogar eigentlich sehr geschützt und unzugänglich liegende Teile der Orgel wurden in Mitleidenschaft gezogen«, sagt Jost Schmithals.
Hinzu kämen mechanische Probleme wie klemmende Tasten und Windladenklappen.
Mindestens ebenso problematisch wie die direkten Auswirkungen der Explosion sind nach Einschätzung des Kirchenmusikers und des Orgelsachverständigen die Auswirkungen der anstehenden Baumaßnahmen am Kirchengebäude: »Gerade Arbeiten an Kirchenfenstern gelten wegen der damit verbundenen Stemm- und Putzarbeiten als besonders riskant im Hinblick auf Orgeln.«
Der Orgelsachverständige der Landeskirche hat der Gemeinde empfohlen, die historischen und besonders korrosionsgefährdeten Pfeifen, die zum Teil zu den ältesten noch erhaltenen in Westfalen gehören, möglichst umgehend auszulagern und in einem temperierten, trockenen Raum sorgfältig gerastert aufzustellen.
Erst nach einer Generalreinigung aller 2000 Pfeifen wird man dann erkennen, ob die Explosion noch weitere Schäden hervorgerufen hat. Pfarrer Reinhard Schreiner versicherte gestern, dass die Orgel auf jeden Fall wieder erklingen werde. Er hofft, dass die Kirche Mitte des kommenden Jahres wieder genutzt werden kann.

Artikel vom 15.10.2005