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Respekt für die Sieglosen

Peter Sauber zieht sich aus der Formel 1 zurück

Schanghai (dpa). Sein Rennstall hat in 215 Grand Prix kein Mal gewonnen. Und auch nach dem 216. Rennen wird sich an der Formel-1-Bilanz von Peter Sauber nichts ändern.

Trotzdem ist der Schweizer eine der anerkanntesten Figuren im PS-Zirkus. Mit dem Großen Preis von China am Sonntag (8 Uhr/RTL und Premiere) verabschiedet sich Sauber nach 13 Jahren als Teamchef in der Formel 1 und insgesamt 36 Jahren im Motorsport. »Ich würde alles noch einmal so machen - mit den Fehlern«, sagte Sauber einen Tag nach seinem 62. Geburtstag. »Aus den Möglichkeiten habe ich recht viel gemacht.«
Nach dem Verkauf seiner Firma an BMW zum 1. Januar wird der Name Sauber aus der Formel 1 verschwinden. Noch fühlt er keine Abschiedsstimmung. Aber er weiß, dass die Wehmut kommt. »Ich räume mein Büro Ende Dezember. Wenn alles normal läuft, gibt es Ruhe im Januar. Und dann spürt man schon, dass etwas fehlt«, sagte er. »Die Menschen in der Firma, die Menschen im Formel-1-Zirkus überhaupt, die werde ich vermissen.«
Welchen Respekt sich Sauber erarbeitet hat, bekam er am Donnerstagabend zu spüren. Bei einer Feier, die der Sponsor Credit Suisse zu seinen Ehren veranstaltet hatte, kamen alle, die Rang und Namen in der Szene haben. Unter den Gästen waren Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, Max Mosley, und fast alle Teamchefs. Auch Rekordweltmeister Michael Schumacher, der für Sauber 1990 und 1991 Sportwagen fuhr, gab ihm die Ehre. »Wir werden ihn vermissen. Peter ist eine Figur für sich«, meinte der Kerpener.
In dieser Scheinwelt mit ihren Selbstdarstellern und Wichtigtuern fiel der Schweizer mit seiner Seriosität und Unaufgeregtheit auf. Während in den vergangenen Jahren viele über die durch den Einstieg der großen Automobil-Hersteller und den technischen Wettlauf ausgelöste Kostenexplosion klagten, wirtschaftete er solide und hielt sportlich mit den Werks unterstützten Teams mit. Und sein Rennstall hatte zudem den Ruf einer guten Nachwuchsschmiede. Fahrer wie Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld oder Vizeweltmeister Kimi Räikkönen lernten dort ihr Formel-1-Handwerk. Erfolge erlebten sie woanders. Siege feierte Sauber, der bis 1973 noch selbst Rennen fuhr, außerhalb der Formel 1. Unter anderem gewann er die Sportwagen-WM und die legendären 24 Stunden von Le Mans.

Artikel vom 15.10.2005