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Mit Paul auf
Spurensuche
durchs Chaos

THW bildet acht Spürhunde aus

Von Jörn Hannemann
Herford (HK). Es sieht aus wie nach einem Krieg oder einer schweren Naturkatastrophe: Das Einfamilienhaus ist eingestürzt, Schutt und Geröll liegen in der Gegend herum, Lebenszeichen gibt es keine. Die Situation scheint aussichtslos - nur Golden Retriever Paul und Herrchen Ingo Steinmeier wollen sich mit dieser Situation nicht abfinden.

Unbeirrt zieht das Duo vom Technischen Hilfswerk (THW) durch das Chaos. »Such, Paulchen, such«, feuert Steinmeier seinen vierjährigen Hund immer wieder an. Nach nur drei Minuten hat die feine Nase des vierbeinigen THW-Mitarbeiters den »Verschütteten« entdeckt. Das heutige Training ist zu Ende, die nächste Gruppe kann sich auf dem neuen Übungsgelände - inklusive eingestürztem Einfamilienhaus und inszeniertem Horror-Szenario - beweisen.
THW-Sprecher Hendrik Drawe ist von den vielfältigen Möglichkeiten des neuen Trainings-Parcours begeistert. »Wir brauchen ein solches Übungsgelände, um im Ernstfall gut vorbereitet zu sein«, stellt der Rettungsmanager klar. Der Schwerpunkt der Aufgaben habe sich im Verlauf der Jahre verschoben, darauf habe das THW reagiert. »Früher zählte vor allem der Aufbau einer neuen Infrastruktur zu unseren Hauptaufgaben«, erläutert er, »neuer Schwerpunkt an unserem Herforder Standort ist nun der Bereich Ortung - deshalb bauen wir derzeit eine entsprechende Spezialgruppe auf, die in der Lage ist, mit schwerem technischen Gerät und Spürhunden unter Trümmern nach Verletzten zu suchen.«
Ab März soll die neue Gruppe vollständig einsatzbereit sein. Das technische Geräte steht bereits zur Verfügung. »Plasmaschneider, Kernbohrgeräte, Betonkettensägen und ein Hebekissen, mit dem 130 Tonnen angehoben werden können - wir sind für jeden Fall gerüstet«, freut sich der THW-Sprecher. Zur vollen Einsatzbereitschaft fehlt nur noch eine voll ausgebildete Suchhunde-Staffel. »Daran arbeiten wir allerdings mit Hochdruck«, versichert Drawe. THW-Mitarbeiter Artur Hasenbäumer bildet die Vierbeiner für die schwierigen Szenarien aus. »Paul zählt zu den ersten Hunden, die im Einsatz sind«, ist Hasenbäumer überzeugt. »Um eine Gruppe zu gründen, müssen allerdings mindestens drei Rettungshunde eine entsprechende Prüfung bestehen.«
Wie notwendig der Einsatz von Rettungs- und Spürhunden ist, zeigte erst vor wenigen Wochen die Gasexplosion in Höxter. Auch die Bilder aus den Erdbebengebieten in Asien sind noch jedermann präsent. Das Herforder Team könnte künftig an solchen Orten zum Einsatz kommen. »Das THW verfügt zwar über eine Schnelleinsatzgruppe auf Bundesebene, die derzeit unter anderem in New Orleans oder Pakistan hilft«, so Drawe, »bei länger andauernden Einsätzen könnten aber auch die Herforder Spezialisten dann gerufen werden.«
Das neue Übungsgelände an der Ackerstraße ist als Trainingsort bestens geeignet. Mehrere tausend Arbeitsstunden investierten die THW-Mitarbeiter in den Aufbau der chaotisch anmutenden Anlage. »Schließlich muss es ja nicht nur chaotisch aussehen, sondern auch sicher sein«, erklärt Drawe. Auf dem Gelände steht auch ein Turm für die Spezialisten der Höhenrettungsgruppe, der einzigen ihrer Art beim nordrhein-westfälischen THW. Zudem errichteten die Mitarbeiter auch einen Wall, an dem sie mit Sandsäcken und Schaufeln Deichbrüche simulieren können. »Hoffen wir, dass diese Situation nie kommen mag«, betont Drawe, »doch wenn etwas passiert, sind wir gut gerüstet.«

Artikel vom 17.10.2005