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Die Chinchillas »Biro« und »Mila« sind Barbara Sneltings »Sorgenkinder«. Sie suchen ein Zuhause.

Seit 25 Jahren
ein Herz für
Tierheimtiere

Barbara Sneltings besonderes Jubiläum

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Seit genau einem Vierteljahrhundert hat Barbara Snelting »ein Herz für Tiere« - hauptamtlich. Denn so lange ist die 45-Jährige schon Leiterin des Tierheims Senne.

Dabei hatte eine erste Begegnung - 1976, bei der Eröffnung dieser Einrichtung des Tierschutz Vereins Bielefeld und Umgebung an der Kampstraße - zur »blanken Enttäuschung« bei der damals 16-Jährigen geführt. »Das sollte ein Tierheim sein? Die Zwinger waren nicht fertig, Gerüste standen überall herum, das Gelände war eine einzige Sandwüste und Hunde waren auch nicht zu entdecken«, schildert Barbara Snelting ihre damalige Ernüchterung.
Die wich allerdings kurz darauf einem heftigen Engagement für die dort »einziehenden« armen Kreaturen. Das junge Mädchen, das zum Leidwesen seiner Eltern schon als Kind am liebsten einen »Zoo« um sich geschart hätte, aber zunächst mit Wellensittich »Peterle« vorlieb nehmen musste, verbrachte bald den größten Teil seiner freien Zeit im Tierheim.
»Das war richtig harte Arbeit damals«, erinnert sie sich. Kein Personal, der Leiter des Tierheims war Tag und Nacht im Dienst und musste bei geringer Bezahlung alle Arbeiten - vom Putzen übers Füttern bis zur sonstigen Versorgung der Tiere allein erledigen. »Kein Wunder, dass das Tierheim damals in vier Jahren insgesamt sechs verschiedene Leiter hatte.« Doch dann kam am 1. August 1980 Barbara Snelting. Das heißt: Eigentlich kam sie nicht »freiwillig«, sondern war aufs heftigste dazu überredet worden.
Inzwischen hatte die junge Frau auf Wunsch ihrer Eltern »etwas Anständiges« gelernt und eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Schon während dieser Zeit übernahm Barbara Snelting regelmäßig den Wochenenddienst im Tierheim. Das lief unter ihrer Regie offensichtlich so gut, dass man die 20-Jährige bat, doch die Gesamtleitung zu übernehmen.
Denn wieder einmal hatte sich ein Tierheimleiter »verabschiedet«. Dieser letzte nahm sogar die Kasse mit. Dafür ließ er dann den eigenen Hund in einem Tierheimzwinger zurück!
»Meine Eltern war entsetzt, als sie von dem Angebot hörten«, schildert Barbara Snelting die Reaktion ihrer Familie. »Aber meine Mutter wusste - mein ganzes Herz hing an dem Tieren und dem Tierheim. Und weil es nichts Schöneres gibt, als ein Hobby zum Beruf zu machen, unterstützte sie mich letztlich in meiner Entscheidung.«
Mit Barbara Snelting begann vor 25 Jahren eine neue Ära, beziehungsweise ein Experiment, sowohl für den Tierschutz Verein, als auch die junge Frau. Sie hatte sich ausbedungen, als Leiterin nicht mehr im Tierheim wohnen zu müssen, sondern abends nach Hause gehen zu können - was eine (fast) normale Arbeitszeit von 8 bis 19 Uhr mit sich brachte.
Und auch in Folge wurde die gesamte Arbeit professioneller, aber unvermindert engagiert angegangen. Hatte Barbara Snelting vor 25 Jahren noch zwei feste Mitarbeiter und einer Handvoll Ehrenamtlicher vorgefunden, die am Wochenende die Tierheimarbeit unterstützten, so kann sie inzwischen auf zwölf Mitarbeiter, davon drei Auszubildende und zwei Halbtagskräfte sowie etwa 100 ehrenamtliche Helfer bauen.
Zudem hat sich vieles zum Besseren gewendet. »Die Tiere, die bei uns landen, sind meist nicht mehr so heruntergekommen wie damals«, sagt sie. Aber manches ist auch schwieriger geworden. Als Beispiel nennt die Tierheimleiterin die »Katzenschwemme«. Im vergangene Jahr erreichte sie mit 180 Katzen ihren Höchststand.
Auf die Frage nach ihrem Herzenswunsch antwortet Barbara Snelting: »Ich habe zwei. Erstens, dass die Menschen mehr zu ihren Tieren stehen und es nicht beim kleinsten Problem weggeben. Zweitens: Genug Geld, um das das alte Katzenhaus abreißen zu lassen und ein größeres zu bauen.«

Artikel vom 14.10.2005