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Achse des Grauens
Hart
am
Ball

Von Hans Peter Tipp

Noch neun Monate: Es wird eine schwere Geburt, aus der deutschen Nationalmannschaft bis zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land einen Titelaspiranten zu formen. Die Spiele in der Türkei und gegen China haben das noch einmal verdeutlicht.
Es brennt vorn und hinten. Erst hielt monatelang die Abwehr nicht dicht, jetzt machte der Angriff keinen Stich. Torchancen resultierten gegen China, die Nummer 60 der Weltrangliste, ausschließlich aus Distanzschüssen und Freistößen, der Treffer aus einem Elfmeter. Das Mittelfeld kam bislang noch ganz glimpflich davon: Das aber könnte sich beim nächsten Mal ändern, wenn in Frankreich der direkte Vergleich mit Stars wie Zidane oder Thuram ansteht.
Der Bundestrainer gibt dennoch in der Öffentlichkeit weiter den unerschütterlichen Optimististen. Dabei müsste er doch sehen, dass eine Elf mit einer Achse von Huth (wahlweise Mertesacker) und Frings über Schneider, Borowski bis Neuville unter normalen Umständen 2006 bestimmt nicht den Weltmeistertitel holen wird. Das aber liegt weniger an Jürgen Klinsmann als an der fehlenden Klasse des verfügbaren Personals.
Wahrscheinlich aber hat der Trainer das längst erkannt und weiß, dass er bei der WM allein auf den Heimvorteil setzen kann. Und dafür braucht er Begeisterung und Euphorie. Dringend. Und am besten vorher doch noch ein paar gute Spiele seiner Mannschaft.

Artikel vom 14.10.2005