15.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit Luxusliner
von Bielefeld
bis nach Berlin

Neuer Nobelzug im Hauptbahnhof


Bielefeld (WB). Schwarze Ledersitze, die Wände aus gebürstetem Edelstahl, drumherum viel Schweizer Birnbaumholz, über den Sitzreihen wölbt sich ein silberner Himmel - so nobel lässt es sich demnächst von Bielefeld nach Berlin und wieder zurück reisen. Die Deutsche Bahn setzt vom neuen Winterfahrplan an (Start ist Sonntag, 11. Dezember) ihren alten Nobelzug »Metropolitan« auf der Hauptstadtstrecke beziehungsweise in die Gegenrichtung nach Düsseldorf/Köln ein.
Jeden Sonntagabend beziehungsweise Freitagnachmittag kann der anspruchsvolle Reisende im schwarzen Leder versinken, den tragbaren Kleincomputer ans Stromnetz anschließen und die Finger über die Tastatur gleiten lassen, über das Mobiltelefon per am Sitz eingebauten Verstärker mit Geschäftskunden oder auch der lieben Oma plaudern oder einfach nur entspannt aus dem Waggonfenster auf die vorbeigleitende Landschaft schauen. Freitags, wenn der Luxusliner der Deutschen Bahn aus Berlin mit Fernziel Köln anrauscht, darf laut neuem Winterfahrplan 2005/2006 vom 11. Dezember an im Bielefelder Hauptbahnhof um 16.51 Uhr zugestiegen werden. Sonntags rauscht der Zug gen deutsche Hauptstadt zurück und stoppt um 19.03 Uhr in Ostwestfalens größter Stadt.
Dass der Fernreisende ab Hauptbahnhof Bielefeld im Vornehmsten Platz nimmt, was die Deutsche Bahn Ende der 90-er Jahre zu bieten hatte, das ist dem Nobelzug äußerlich nicht mehr anzusehen. Den »Metropolitan« gibt es offiziell nicht mehr - das als Konkurrenz zum Flugverkehr gedachte Schienenprojekt wurde wegen zu hoher Verluste eingestellt. Die Sonderlackierung des ehemaligen Schnellzuges, der fünf Jahre lang bis Dezember 2004 die Strecke Köln-Hamburg bei nur zwei kurzen Zwischenstopps in drei Stunden und 24 Minuten bewältigte, ist verschwunden. Genauso der Name: Intercity 1943 (für die neue Sonntagverbindung nach Berlin) beziehungsweise IC 1842 (für die künftige Freitagsfahrt nach Köln) wird der Luxusliner jetzt ganz schlicht genannt.
Die inneren Werte, versichert Bahn-Sprecher Frank Gassen-Wendler, hätten sich dagegen kaum verändert. Die 1. Klasse des zum schnöden IC herabgestuften Luxusliners biete selbst vielreisenden Bahnkunden gefühlten »Sechs-Sterne-Komfort« auch mit Vierertischen zum vertraulichen geschäftlichen Gespräch, die 2. Klasse verströme immerhin noch ein Gefühl von fünf Sternen.
Und auch sonst bleibt der neue IC im Winterfahrplan ein ganz besonderer Zug. Er hat nämlich den Fahrplan eines ICE und stoppt nur in den großen Städten und bei den Reisen gen Osten beziehungsweise Westen nicht in hiesigen Mittelzentren wie Gütersloh, Herford oder Bad Oeynhausen, heißt es von der Bahn abschließend.

Artikel vom 15.10.2005