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Hilfe kommt
auch aus Indien

Nachbeben verbreiten Schrecken

Islamabad (dpa). Nach dem katastrophalen Erdbeben in Südasien hat ein Nachbeben der Stärke 5,6 die leidgeprüften Menschen in Angst und Schrecken versetzt. In der Nacht zum Donnerstag lösten neue Erdstöße im von Pakistan kontrollierten Teil Kaschmirs Panik aus.
Berichte über Opfer oder Schäden gab es zunächst nicht. Bislang hat es nach Angaben der Behörden 150 internationale Hilfsflüge mit tausenden Tonnen Gütern an Bord gegeben. 1800 Rettungsspezialisten aus aller Herren Länder sind in der Krisenregion. Augenzeugen berichteten von der Verzweiflung der Menschen und von Bildern des Leids.
Seit dem Beben der Stärke 7,7 vom Samstag, das ganze Regionen in Pakistan und Indien verwüstete und vermutlich 41 000 Menschen in den Tod riss, gab es Dutzende Nachbeben. Unterdessen mussten Hunderttausende ohne Obdach weiter der Kälte nach dem ersten Wintereinbruch trotzen und teils Tag und Nacht im Freien ausharren.
»Um 1.30 Uhr sind wir von einem Rütteln aufgewacht und sofort aus dem Haus auf die Straße gerannt«, berichtete Erich Seiler vom Team der Hilfsorganisation humedica aus der 70 000-Einwohner-Stadt Manzhera, 100 Kilometer nördlich von Islamabad. »Dort trafen wir auch viele andere Menschen, die sich in Sicherheit gebracht hatten. Panik gab es hier aber nicht.«
Pakistans Präsident Pervez Musharraf bat in einer Fernsehansprache um mehr finanzielle Unterstützung. Zugleich bedankte er sich für die geleistete Hilfe. Bisher stellte die Weltgemeinschaft 600 Millionen Dollar (490 Millionen Euro) zur Verfügung, entsandte Rettungsteams mit Hubschraubern und schickte Hilfsgüter.
In den Erdbebengebieten wächst die Angst vor gefährlichen Krankheiten. In den Gebirgsregionen verschärfte sich nach einem Wintereinbruch die Situation von Millionen Obdachlosen. Ärzte und Hilfsorganisationen warnten eindringlich vor Lungenentzündungen und Tuberkulose. Der Koordinator für den Einsatz eines kleinen Teams von Ärzte ohne Grenzen, Jan Peter Stellema, beschrieb die Not der Menschen in der Region, die unter Hunger und Kälte litten. Patienten würden mit einige Tage alten Wunden zur Behandlung Schlange stehen.
Nach Angaben der Kindernothilfe in Duisburg sind Kinder und Jugendliche von der Katastrophe besonders stark betroffen. »In Balakot, Manzhera und anderen Regionen Pakistans sind viele Schulen eingestürzt. Ganze Schulklassen wurden ausradiert.«
Nach einem Bericht des Nachrichtensenders CNN überquerten indische Soldaten die Grenzlinie des geteilten Kaschmirs und halfen pakistanischen Militärs beim Wiederaufbau eines Bunkers. Die Menschen in Indien riefen zu Spenden für die Opfer im Nachbarland Pakistan auf. Zum ersten Mal überhaupt hatte Indien nach dieser Katastrophe eine Hilfslieferung für das Nachbarland auf den Weg gebracht.

Artikel vom 14.10.2005