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Ein Denkmal für Zidane

WM-Qualifikation: Griechen kämpfen um Rehhagel

Hamburg (dpa). Die erleichterte Grande Nation feiert Weltmeisterschafts-Retter Zinedine Zidane, die ernüchterten Spanier müssen erstmals in die ungeliebte Relegation, und die entzauberten EM-Heroen aus Griechenland beknien »König Otto« zum Weitermachen.

»Merci, Zizou! Man sollte Zidane ein Denkmal setzen und zum Offizier der Ehrenlegion ernennen«, titelte »Le Parisien« nach Frankreichs nur mühsam geschaffter Qualifikation zur Fußball-WM 2006 in Deutschland.
Während auch Serbien-Montenegro und Schweden das Ticket direkt lösten und nun 27 WM-Teilnehmer feststehen, müssen Spanien, Tschechien, die Türkei, die Schweiz, die Slowakei und Norwegen in die K.o.-Runde, die heute ausgelost wird. In weiteren Relegationsduellen (alle 12./16. November) ermitteln Uruguay und Australien sowie Bahrain und Trinidad/Tobago die letzten Starter.
»Erleichterung! Man kann nicht sagen, was ohne Zidane aus den Blauen geworden wäre«, urteilte die »L'Equipe« nach dem 4:0 über Zypern, mit dem sich der frühere Welt- und Europameister am letzten Spieltag noch den Sieg in der Gruppe 4 sicherte. Als die »Equipe Tricolore« zwischenzeitlich auf Rang vier abgerutscht war, entschloss sich der Superstar mit zwei weiteren Assen zum Comeback und führte sein Team nun sogar direkt zur WM.
Begeisterung löste die Direkt-Qualifikation im hohen Norden aus. »Nun kann Schweden sogar ein bisschen vom WM-Titel träumen. Aber eben nur ein bisschen«, meinte »Aftonbladet« nach dem 3:1 über Island. Gleiches gilt für Serbien-Montenegro, das dank Mateja Kezmans Treffer 1:0 gegen Bosnien-Herzegowina gewann und Top- Favorit Spanien (6:0 in San Marino) den Gruppensieg wegschnappte. »Ein nutzloser Kantersieg«, betonte »Marca«. Der Weg zur WM führt für die Iberer, die auf Grund des FIFA-Rankings wie Tschechien und die Türkei in der Relegation gesetzt sind, über die Schweiz, Norwegen oder die Slowakei. »Für uns steht sehr viel auf dem Spiel«, sagt Kapitän Raúl. Spanien war seit 1978 bei jeder WM dabei.
Lange Gesichter im Lande des gescheiterten Europameisters Griechenland. Aber alle sind sich einig: »Otto Rehhagel muss bleiben.« 28 000 Fans in Piräus skandierten beim 1:0 gegen Georgien lauthals seinen Namen, große Teile der Presse und laut einer TV-Umfrage 88 Prozent der Fans wollen, dass der Coach den Neuaufbau des Nationalteams vornehmen soll. Auch die Spieler sind »selbstverständlich« dafür, wie Kapitän Theodoros Zagorakis betonte.
Doch »Rehakles« lässt offen, ob er weiter macht. »Mein Vertrag läuft am 31. Dezember ab. Wir haben noch Zeit. Ich werde mit meiner Frau und meiner Familie reden.« Unter emotionalen Druck setzen könne ihn niemand. Gegen Jahresende werde es eine Sitzung mit der Verbandsspitze geben. »Danach werden wir sehen«.

Artikel vom 14.10.2005